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Post von Valery Gergiev Seinem Heimatland eng verbunden

Valery Gergiev solle sensibilisiert werden, hieß es im März, als der Philharmonische Rat der Münchner Philharmoniker zu einer Sitzung tagte. Der russische Dirigent zeigte sich gesprächsbereit und verteidigt sich in einem Brief.

Wie die Pressestelle der Münchner Philharmoniker am Dienstag bekannt gab, haben sich am 17. Mai der Münchner Kulturreferent Hans-Georg Küppers und Paul Müller, Intendant der Münchner Philharmoniker, mit dem russischen Dirigenten Valery Gergiev in Linz getroffen.

Brisante Gesprächsthemen

Ziel sei es dabei gewesen, "Gergiev die aktuelle Situation über die von ihm geäußerten privaten politischen Ansichten darzustellen und ihn über die daraus resultierende Situation des Orchesters zu informieren". Weitere Themen seien gewesen: Der Umgang mit der politischen Lage in der Ukraine und in Russland sowie "eine Ideensammlung für nachhaltige Kooperationsmöglichkeiten mit der schwul-lesbischen Community in München".

Abo-Kunden bekommen Post von Valery Gergiev

Gergiev tritt zur Spielzeit 2015/16 seine Tätigkeit als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker an. Zu den gegen ihn gerichteten Vorwürfen hat er jetzt in einem Brief Stellung bezogen. Das zweiseitige Schreiben, das die Pressestelle am Dienstag veröffentlicht hat, ist datiert auf den Mai 2014 und richtet sich an die Abonnenten und Freunde der Münchner Philharmoniker. Darin stellt er klar, dass er Musiker und Dirigent , aber auch Russe und seinem Heimatland eng verbunden sei. Hier eine Auswahl von Zitaten:

Gergiev über seine Berufung als Dirigent

"Der Größe und Verantwortung, die in dieser Aufgabe liegt, bin ich mir durchaus bewusst. Mein künftiges Orchester und ich werden alles tun, Ihnen mit unseren Konzerten unvergessliche Erlebnisse zu schenken."

Gergiev über sein Ansehen in anderen Ländern

"Ich gelte in manchen Ländern als Vertreter einer 'anderen' Gesellschaft, die nicht entschieden genug für die Werte und Lebensgrundsätze des Westens stehe und dafür eintrete. Doch ist das richtig? - Gerade unsere russische musikalische Kultur ist seit Michail Glinka europäisch und da vor allem von der deutschen Musikkultur beeinflusst und geprägt. Das ist vielen Menschen in meiner Heimat Russland sehr bewusst."

Gergiev über die russische Gesellschaft

"Ich kann andererseits auch nicht außer Acht lassen, dass die russische Gesellschaft teilweise nach anderen fundamentalen Prinzipien lebt, als das in den westlichen Gesellschaften der Fall ist."

Gergiev über Respekt

"Was meine persönliche Haltung angeht, so wird es niemanden geben in meinem Ensemble und Team, der mir etwas vorwerfen könnte. Der Respekt dem anderen und seinen Belangen gegenüber ist für mich ein oberstes Prinzip."

Gergiev über Realpolitik

"Doch das kann und soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass realpolitische Probleme plötzlich in die Gemeinsamkeit unserer kulturellen Arbeit harte und schrille Dissonanzen hineinschicken. Doch gerade dann ist aus meiner Sicht entscheidend, dass wir den Mut behalten, der jeweils anderen Seite zuzuhören und uns wechselseitig auszutauschen. Dass wir dabei nicht den Respekt voreinander verlieren. Der Dialog darf nicht abreißen, niemals!"

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