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Bayerische Veranstalter in der Corona-Krise "Es gibt Leute, die aufgeben müssen"

Die Corona-Krise trifft in der Kulturszene nicht nur Künstlerinnen und Künstler, sondern auch alle Unternehmen, die an Veranstaltungen dranhängen. Wie geht es den Veranstaltern in der Pandemie?

05.10.2020, Slowakei, Nitra: Das Andrej Bagar Theater belegt seine Sitze mit Pappfiguren, die Mund-Nasen-Schutz tragen. Damit reagiert der Veranstalter auf coronabedingte Restriktionen. Foto: Henrich Miöovië/TASR/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Henrich Miöovië

Bildquelle: dpa-Bildfunk/Henrich Miöovië

Auf 18 Monate Krisenzeit habe er sich eingestellt, sagt Andreas Schessl, als im Frühjahr alle Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurden. Der Chef des Veranstaltungsunternehmens MünchenMusik rechnete also damit, nicht vor Herbst 2021 wieder zu einem normalen Betrieb zurückkehren zu können. Nun, sechs Monate später, sieht Schessl das noch immer so. Und er liegt damit wohl nicht ganz falsch. Denn von der Normalität ist der Konzertbetrieb weit entfernt. Momentan gibt es weltweit wieder mehr Absagen für Konzerte und Veranstaltungen. Harte Zeiten für Veranstalter.

Bayern als Standortnachteil

"Wie sehr mir das, was ich tue am Herzen liegt, merke ich gerade jetzt", sagt Andreas Schessl im Gespräch mit BR-KLASSIK. "Wir haben zwar wahnsinnig viel Arbeit, machen Plan B, C und D, aber am Ende wird doch nichts davon umgesetzt." Das Unternehmen plane derzeit nur zwei bis drei Monate im voraus, zu groß seien die Unsicherheiten: Ein erneuter Lockdown, verschärfte Einreisebedingungen und auch das bloße Warten auf Corona-Testergebnisse könnten die Situation jederzeit verändern.

Konzertveranstalter Andreas Schessl | Bildquelle: Denise Medve Münchner Konzertveranstalter Andreas Schessl | Bildquelle: Denise Medve

Müsste die Politik also mehr für die Kultur machen? "Im Großen und Ganzen denke ich, dass die Politik uns ganz gut durch die Pandemie bringt", sagt Schessl, "die Kultur ist allerdings möglicherweise der blinde Fleck." Für ihn als Veranstalter sei es eine Art "Standortnachteil" in Bayern zu sein, da in anderen Bundesländern schon mehr möglich sei. Er wünsche sich deshalb, dass die Staatsregierung nicht nur Allgemeinverfügungen für die nächsten Wochen herausgebe, sondern auch langfristige Planung ermögliche. Außerdem sollten seiner Meinung nach empirische und wissenschaftliche Erkenntnisse mehr berücksichtigt werden. "Die Salzburger Festspiele, der Pilotversuch an der Bayerischen Staatsoper, Empfehlungen von Wissenschaftlern für weitere Öffnungen – da wünsche ich mir, dass das auch umgesetzt wird."

Schessl bleibt optimistisch

Ans Aufhören denkt Schessl jedoch keinesfalls. "Noch keine Sekunde", sagt er. "Ich bin mir sicher, alles kommt zurück." Grundsätzlich ist die Stimmung in der Veranstalterszene allerdings deutlich gedrückter, so Schessl. "Ich glaube nicht, dass jemand aufgeben möchte, aber es gibt Leute, die aufgeben müssen." Denn nicht jeder kann die Ausfälle stemmen. Gerade junge Künstler oder Veranstalter können die Situation finanziell nicht auffangen.

Trotzdem empfiehlt Schessl jungen Menschen, nicht aufzugeben: "Wer so viel Arbeit in seine Profession gesteckt hat, sollte nicht einfach aufgeben. Ich bin Berufsoptimist." Aber auch der merke, dass diese Zeit besonders ist. Im Moment falle es ihm schwer, Musik zu hören – dann werde besonders drastisch klar, was es gerade alles nicht gibt.

Sendung: "Leporello" am 21. Oktober 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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