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Die bekanntesten Opernrollen Mimì aus "La Bohème" – die Zarte

Ein idealer Stoff für eine Oper, die zu Tränen rührt: So sah der Komponist Giacomo Puccini "La Bohème". Besonders die Bühnenfigur der zarten Mimì bezaubert das Publikum bis heute. BR-KLASSIK wirft einen Blick auf die wichtigsten Charaktere der Operngeschichte.

Mirella Freni als Mimì in Puccinis "La Bohème" mit Gianni Raimondi als Rodolfo. | Bildquelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

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Mimì aus Puccinis "La Bohème"

Ein schüchternes Klopfen an der Tür, eine leise Frauenstimme, die um Verzeihung bittet …  Und dann tritt sie ein, mit einer erloschenen Kerze in der Hand – frierend, hustend, verzagt: Mimì.

Auf der Stelle möchte man sie vor der bösen Welt beschützen. Und weiß noch gar nichts von ihr. Und dann erzählt sie: Blumenstickerin sei sie, sie lebe allein und bete oft zu Gott – und sie liebe die Dinge, die von der Liebe und vom Frühling erzählen. Eine femme fragile, die sich klein und unbedeutend macht, weil sie noch niemals wahrgenommen worden ist. Die Begegnung mit ihrem Nachbarn Rodolfo, einem mittellosen Dichter, wird zum magischen Moment. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben erlaubt sich Mimi das große Gefühl. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde sind Mimì und Rodolfo ein Paar. Erfolgreiches Speeddating in der Pariser Studentenmansarde.

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Mimì braucht einen brillanten lyrischen Sopran

Anna Netrebko und Rolando Villazon in "La Bohème" | Bildquelle: Unitel_MR Film / Pietro Domenigg Anna Netrebko und Rolando Villazon in "La Bohème". | Bildquelle: Unitel_MR Film / Pietro Domenigg Mimì blüht auf inmitten des munteren Pariser Studentenvölkchens. Aber dorthin gehört sie gar nicht – anders als bei Henri Murger, der die literarische Vorlage geliefert hat und Mimì als leichtlebige Kokotte zeichnet. Nichts mehr davon bei Puccini. Bei ihm ist sie die junge Frau mit dem großen Herzen – und dem noch größeren Glauben an die wahre Liebe. Und todkrank. Puccini schenkt ihr Melodien, denen wir uns mit Gänsehautschauern ausliefern. Da muss ein brillanter lyrischer Sopran her, gern etwas dunkler grundiert, mit einer perfekten Legatotechnik. Und mit der Gabe, diese intensiv leuchtenden Gesangsbögen in die Stratosphäre und ins Unendliche zu schicken.

Ein Licht, das wirkungsvoll erlischt

Mimìs Ende – (Spoiler-Alarm!) sie stirbt an Schwindsucht – macht sie wieder zu dem demütigen jungen Mädchen, das sie zu Beginn war: Sie haucht ihr Leben buchstäblich aus, ohne Effekthascherei. Unmerklich und zart verlischt sie wie eine niedergebrannte Kerze. Und bekommt gar nicht mehr mit, wie sie die Welt um sich herum verändert, vermenschlicht hat. Darüber weint ihr Publikum hemmungslos seit fast 130 Jahren.

Mimì in "La Bohème": Beste Interpretinnen der Rolle

Stimmfach: Sopran

Renata Tebaldi als Mimì – "Si mi chiamano Mimì"
Maria Callas als Mimì – "Si mi chiamano Mimì"
Anna Netrebko als Mimì – "Si mi chiamano Mimì"
Mirella Freni als Mimì – "Si mi chiamano Mimì"

Sendung: "Allegro" am 27. März 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (3)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.

Freitag, 29.März, 06:54 Uhr

Beate Schwärzler

Was Steine rührt...

Ach, lieber Michael Atzinger,
welch zarte Worte Sie gefunden haben für Mimi !
Da kommen einem beim Lesen schon die Tränen.

Puccini...

Donnerstag, 28.März, 19:08 Uhr

Carlo

Callas nicht unter besten Interpretinnen

Für mich unerreicht in der Rolle der Mimi ist Mirella Freni. Ihr Auftritt in München 1983 mit Pavarotti unter Carlos Kleiber war eine bis heute nicht übertroffene Sternstunde. Die Gesamtaufnahme unter Karajan ist Referenz.
Vor der Callas wäre auf jeden Fall Victoria de los Angeles zu nennen. Für Mimi (die sie komplett aufnahm, aber nie auf der Bühne sang) hatte Maria Callas nicht die richtige Stimme. Jürgen Kesting: "Maria Callas besaß nicht (...) die harmonische Stimme der schönen Seele, sondern in der Stimme selber spielte sich gleichsam ein Drama ab. Aus ihr klangen die Emotionen einer verwundeten und verwirrten, verletzlichen und verletzten Seele. Und ihr Temperament kannte nicht das Maß, sondern den Ausbruch, die Erregung, die Exaltation".

Donnerstag, 28.März, 10:35 Uhr

Barboncino

Mimi

Leider habe ich die Callas nie live erlebt,sondern kenne ihre Stimme nur von Schallplatten und CDs.Bei allem Respekt und voller Bewunderung ihrer Lebensleistung sei doch die Frage erlaubt,ob die Lyrik und das Legato ihrer Stimme ausreicht, um sie zu den besten Interpretinnen der Mimi zu zählen.

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