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Gitarrist Sigi Schwab gestorben Flinke Finger auf sechs Saiten

Der Gitarrist Sigi Schwab ist tot. Am vergangenen Donnerstag starb er in München im Alter von 83 Jahren nach langer Krankheit. Neben eigenen Jazz- und Weltmusikensembles war er auch als Studiomusiker aktiv.

Sigi Schwab | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Am 5. August 1940 kam Siegfried "Sigi" Schwab in Ludwigshafen am Rhein zur Welt. Der Gitarrist und Komponist war schon früh sehr umtriebig und bewegte sich in verschiedenen musikalischen Gefilden. So prägte er während seines Gitarren- und Kontrabassstudiums an der Musikhochschule Mannheim die Musikszene vor Ort entscheidend mit und war sowohl im Rock als auch im Jazz aktiv.

Auch als Studiomusiker hoch im Kurs

Neben eigenen Ensembles war Sigi Schwab vor allem auch als Studiomusiker gefragt. Nach eigener Aussage habe er nach der irrsinnigen Zahl von 15.000 eingespielten Musiknummern mit dem Zählen aufgehört. An manchen Tagen habe er mehrere Dutzend Stücke aufgenommen. Ein Hauptgrund für die vielen Engagements des Gitarristen war wohl die stilistische Breite, die er in seinem Repertoire hatte. Dadurch konnte er schnell bei Studiosessions einsteigen und kreativ mitwirken.

Mit Musikgrößen gemeinsam gespielt

Sigi Schwab | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Das große Klangspektrum des Gitarristen spiegelt sich in der Liste der Musiker wider, mit denen er im Laufe seiner Karriere zusammengearbeitet hat. Er wirkte unter anderem als Gast in den Bands von Peter Herbolzheimer und Klaus Doldinger mit. Auch mit George Shearing, Astor Piazzolla und Luiz Bonfá musizierte er zusammen. Erste Ausflüge in den Bereich der Weltmusik unternahm er bereits Ende der 1960er Jahre, gemeinsam mit dem 2020 verstorbenen Pianisten Wolfgang Dauner und dem Bassisten Eberhard Weber. Auf dem Album "The Oimels" spielte er Sitar. Außerdem nahm er zum Münchner Kollektiv "Embryo" Kontakt auf und spielte Anfang der 70er auf deren drittem Album "Father, Son and the holy ghost" Gitarre. Die Gruppe hat sich im Bereich der Weltmusik besonders verdient gemacht und wurde 2008 mit dem Deutschen Weltmusikpreis Ruth für das Lebenswerk ausgezeichnet. Doch auch mit Barockmusik beschäftigte sich Sigi Schwab sehr intensiv. Mit dem Gitarren-Kollegen Peter Horton spielte er jahrelang im klassisch-swingenden "Duo Guitarissimo".

Gespann mit Blues-Barde Willy Michl

Von den späten 1970er Jahren an trat Sigi Schwab auch mit einem besonderen Münchner Original auf: dem kernigen Blues-Barden Willy Michl, der auf Alben wie "Ois is Blues" und Songs wie "Isarflimmern" eigene Blues-Stücke in maximal deftigem Münchner Idiom auf die Bühne brachte. Nach Michls Trennung von dem ebenfalls exzellenten Gitarristen Dave Inker bildete Schwab mit Michl ein musikalisch sehr ergiebiges Gespann. Schwab brachte mit seinem jazzigen Stil voller kunstvoller Läufe und virtuoser Einwürfe eine neue Klangqualität in Willy Michls Blues-Stücke. Das Bärig-Kantige des Sängers, der sich auf rhythmisch prägnante Art selbst auf der Gitarre begleitete, konterkarierte Schwab mit raffinierten Tönen, die sich subtil mit Michls eigenen Gitarrenparts verflochten und den Stücken einen schillernden Drive verliehen.

Wirken in Bayern

Zu Bayern hatte Sigi Schwab nicht nur durch seine Zusammenarbeit mit Willy Michl und "Embryo" Anfang einen starken Bezug: Seit langem lebte er in der Nähe von München. 2013 wurde ihm außerdem der Bayerische Kulturpreis verliehen. Damit wurden seine "besonderen Begabungen und herausragenden Leistungen in Kunst und Wissenschaft" gewürdigt, die "die Identität und Zukunft Bayerns nachhaltig" prägen, wie es zur Begründung der Vergabe hieß. Mit dem Kaufbeurer Klaus Hampl, der als Kammermusiker dem klassischen Genre entstammt, stand er unter dem Label "Camerata Bavarese" zuletzt auf bayerischen Bühnen. 

Tod mit 83 Jahren

In den letzten Jahren hatte der Gitarrist und Komponist mit schwerer Krankheit zu kämpfen. Bereits 2018 gab er bekannt, seine umfangreiche Gitarrensammlung zu verkleinern und seine Vergangenheit etwas zu ordnen. Am vergangenen Donnerstag, den 11. Januar 2024, ist Sigi Schwab in München verstorben, wie sein Musikpartner Klaus Hampl mitteilte. Der Mitteilung zufolge soll der Nachlass des Gitarristen in eine Stiftung zur Förderung von Musik und Kunst überführt werden. Sigi Schwab wurde 83 Jahre alt.

Sendung: "Leporello" am 16. Januar 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (5)

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Freitag, 19.Januar, 17:33 Uhr

Rita Armstorfer/ Musik Armstorfer

Ableben von Sigi Schwab

Ich durfte mit und für Sigi Schwab 45 Konzerte buchen und veranstalten und tat dies stets mit großer Freude, Freundschaft und Respekt. Er wird mir und den österreichischen Fans als großes Vorbild musikalischer und menschlicher Art fehlen.
Für uns unvergessen als großer Musiker und wertvoller Mensch.

Rita Armstorfer

Mittwoch, 17.Januar, 10:31 Uhr

Gerhard Zeller

Sigi Schwab

Unvergessen sind auch die Konzerte im Schlachthof München mit dem Ensemble Percussion Academia (Freddie Santiago und dem viel zu früh verstorbenen Guillermo Marchena). Sigi hat bei mir die Leidenschaft zur Gitarre geweckt. Ein ganz Großer ist von uns gegangen ..... RiP Sigi!

Mittwoch, 17.Januar, 05:57 Uhr

Giuseppe Pepe Solera

Sigi Schwab

Ich hatte das Glück,bei unzähligen Musik Produktionen, mit Sigi mitgewirkt zu haben .
Ein wunderbarer Musiker.Ein wunderbarer Mensch. R.I.P.

Dienstag, 16.Januar, 16:44 Uhr

Manuel Negwer

Sigi Schwab

ein wunderbarer Musiker, der in seiner Gitarre Jazz, Klassik, Latin, Blues & Rock zu verschmelzen und sein Publikum zu begeistern wusste. Er wird fehlen!

Dienstag, 16.Januar, 13:36 Uhr

Klaus Jäckle

Sigi Schwab

Ein großartiger und vielseitiger Gitarren-Künstler, ein Vorbild : RiP!

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