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William Barkhymer über "Porgy and Bess" "Die beste amerikanische Oper überhaupt!"

Von 3. bis 7. August 2016 gastiert das New York Harlem Theatre mit Gerwhins "Porgy and Bess" im Deutschen Theater München. Die Aufführungen werden von BR-KLASSIK präsentiert. Im Interview spricht Dirigent William Barkhymer über das Werk, den Hit "Summertime" - und das deutsche Publikum.

Der Dirigent William Barkhymer | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

BR-KLASSIK: William Barkhymer, 1935 ist Gershwins "Porgy and Bess" uraufgeführt worden. Seitdem ist das Werk im Grunde zeitlos aktuell und steht eigentlich immer auf den Spielplänen. Was ist Ihrer Meinung nach das Aktuelle an der Oper - das Thema oder doch in erster Linie die Musik?

William Barkhymer: Beides, würde ich sagen. Natürlich war das Thema schon vor der Uraufführung aktuell. Zuerst gab es ja den Roman von DuBose Heyward, der auch das Libretto zur Oper schrieb, dann ein Broadway-Theaterstück, und erst danach kam Gershwin. Es ist eine wunderbare Geschichte, und die Musik ist natürlich genial; es ist die beste amerikanische Oper überhaupt. Der große Wiener Opernexperte Marcel Prawy - vielleicht kennen ihn ja noch einige - sagte mir einmal, "Porgy and Bess" sei für ihn die letzte große Oper im romantischen Genre. Danach gab es so etwas nicht mehr.

"Porgy and Bess" auf der Bühne - Fotos von der Produktion

BR-KLASSIK: Sie spielen seit Jahren die von den Erben sanktionierte Originalversion - ohne Änderungen auch im Regiekonzept. Wenn man so lange mit einem Stück beschäftigt ist, wie schafft man es dann, dass man jeden Abend aufs Neue das Originelle an diesem Stück herausarbeiten kann?

William Barkhymer: Wir müssen als Künstler natürlich versuchen, immer besser zu werden und nicht in Routine zu erstarren. Wie müssen bei jedem Mal so agieren, als ob wir uns zum ersten Mal mit der Partitur auseinandersetzen. Deswegen gibt es zwischendurch immer wieder Pausen, in denen ich das Werk nicht hören möchte, um mich dann anschließend wieder mit unvoreingenommenen Augen und Ohren damit beschäftigen zu können. Für die Sänger gilt das genauso; sie wachsen in jede Produktion neu hinein.

"Summertime" - ein Wiegenlied

BR-KLASSIK: Werden Sie immer noch überrascht und finden dann in der Partitur Details, die Sie vielleicht vorher nie so gesehen oder gehört haben?

William Barkhymer: Natürlich! "Porgy and Bess" wird nie langweilig, das Stück ist mindestens so kompliziert wie jede andere romantische Oper und alles andere als einfach zu dirigieren. Selbst ein Hit wie "Summertime" kann immer wieder neu interpretiert werden, zum Beispiel was das Tempo angeht: Es wurde im Lauf der Zeit immer langsamer genommen. Es gibt aber eine Aufnahme mit Gershwin persönlich, auf der er das Lied genau in dem relativ zügigen Tempo spielt, wie es in der Partitur steht. Daran versuchen wir uns zu halten, auch wenn es die Sänger nicht immer lieben, weil sie es eben langsam im Ohr haben. Aber für mich ist "Summertime" eben ein Wiegenlied und kein Trauergesang!

BR-KLASSIK: Sie sind mit Porgy and Bess auf Tour; München ist lediglich eine Station. Ist es da für Sie egal, an welchem Ort Sie gerade gastieren oder stellen Sie sich auf jede Stadt neu ein?

William Barkhymer: Jede Stadt hat natürlich ihr eigenes Gefühl. Aber das deutsche Publikum reagiert nach meiner Erfahrung immer fantastisch - wahrscheinlich mehr als irgendwo sonst in Europa. Wir haben in Deutschland unser bestes Publikum!

Die Fragen stellte Annika Täuschel für BR-KLASSIK.

Infos zu den Aufführungen

George Gershwin:
"Porgy and Bess"
Englisch mit deutschen Untertiteln

Deutsches Theater München
Schwanthalerstraße 13
80336 München

Preview: Dienstag, 2. August
Vorstellungen: Mittwoch, 3. bis Sonntag, 7. August

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