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René Kollo zum 85. Geburtstag Vom Schlagersänger zum Opernstar

René Kollo galt als Wagner-Tenor schlechthin: Er sang an allen großen Opernhäusern der Welt, bei den Bayreuther- und Salzburger Festspielen. Heute wird er 85 Jahre alt – und hat nicht nur in der Opernwelt Spuren hinterlassen.

Reno Kollo | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

U-Musik als Nachbar der E-Musik

Siegfried stammt keineswegs von Mime, sondern von Siegmund ab – und der von Wotan, wie Wagnerianer wissen. Die Vorfahren von René Kollo, dem bedeutendsten Wagner-Tenor der 1970er und 80er Jahre, waren keine Heldenfiguren der Oper, sondern gestandene Männer der Operette. Kein Wunder, dass Walter Kollos Enkel, Willi Kollos Sohn, die gehobene U-Musik wie selbstverständlich als Nachbarn der erhabenen E-Musik sah: als Sänger und einige Zeit lang auch als Showmaster im Fernsehen.

Eine strahlende Höhe

René Kollo hat es allen gezeigt. Seinen Anfängen als Schlagersänger folgte eine Bilderbuchkarriere als Opernstar. Die Bayreuther Festspiele wurden zum wesentlichen Wirkungszentrum für den Berliner, der seinen eigentlichen Namen "Kollodzievsky", der Familientradition folgend, publikumswirksam verkürzt hatte. Patrice Chéreau und Jean-Pierre Ponnelle gehörten zu den Regisseuren, mit denen er auf dem Grünen Hügel Rollenprofile erarbeitete. Die Fans zwischen München und New York schätzten den Glanz und die Helligkeit seiner strahlenden Höhe. Mit ihr setzte er sich zumal in den Anfängen scheinbar unbekümmert, frisch und geradlinig den genretypischen Ausnahmezuständen auf der Bühne aus.

Die Stimme hält über Jahrzehnte

An hochdekorierten und zumal dirigentisch herausragenden Schallplattenproduktionen war er maßgeblich beteiligt: 1970 am "Tannhäuser" unter Georg Solti in Wien und den "Meistersingern" unter Herbert von Karajan in Dresden, dort auch zehn Jahre später am "Tristan" unter Carlos Kleiber. Auf der Bühne eroberte sich Kollo sämtliche großen Tenorpartien Wagners vom Rienzi bis zum Parsifal. Wer lang in diesem Fach unterwegs ist und seinen Terminkalender eine Zeit lang geradezu überquellen lässt mit den anspruchsvollsten Herausforderungen, muss normalerweise in Kauf nehmen, dass sich Spuren der Anstrengung auf seinem Instrument finden. Doch René Kollo hat sich seine Stimme zu beträchtlichen Teilen über Jahrzehnte bewahrt. Ohnehin ist er der Meinung, dass in seinem Metier kein Meister vom Himmel fallen könne, des Lernens hier so schnell kein Ende sei: "Es richtig zu können, richtig zu wissen, dauert zwanzig Jahre. Man kann sowas nicht in drei Sekunden erklären."

Sendung: "Piazza" am 19. November ab 8:05 Uhr und "con passione" am 21. November ab 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (3)

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Mittwoch, 23.November, 10:44 Uhr

josef wagner

und in wien fidelio!

ich erlebte da 3 ganz grossartige abende, mit Bernstein am Pult. Obwohl da zuerrst schon Fragezeichen davor standen, aber ... Leider ist das schon sehr lange her, 1978.

Sonntag, 20.November, 12:45 Uhr

Wolfgang

Herzlichen Glückwunsch

Kollo, den ich nur von Aufnahmen her kenne, ist mir einer der liebsten Wagnertenöre. Natürlich ist es immer auch eine Geschmacksfrage, welches Timbre man bevorzugt; ich konnte die Meckereien, er sei eine "weiße Stimme" und mithin kein echter Heldentenor, nie recht nachvollziehen. Um ehrlich zu sein, der allseits als unübertrefflich gerühmte Melchior klingt mir doch zu "bärig" (wahrscheinlich kein von Kesting gebrauchtes Wertungsadjektiv), und Kollo hat auch die Jugendlichkeit und Verletzlichkeit, die es für manche Rollen (Lohengrin, Stolzing) einfach braucht.

Danke, Herr Kollo, dass Sie mir so viele schöne Stunden (via eines sehr komplizierten technischen Vermittlungsweges) beschert haben!

Sonntag, 20.November, 11:14 Uhr

Alexander

Störzel

"Vom Schlagersänger zum Opernstar"

Herzlichen Glückwunsch, stabile Gesundheit und noch viele schöne Momente im Leben.

Viele Aufführungen mit ihm erlebt, er hat mein Interesse für das Werk Richard Wagners in der Bayerischen Staatsoper sehr stark beeinflusst.

Sein "Siegfried" war voller Leben, ich sehe ihn im "Ring"-Zyklus in der Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff noch heute auf der Bühne im richtigen Kostüm.

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