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Album "Rites de Passage" von Luise Volkmann Musik, die einen Kokon verlässt

Sie gehört zu den besonders kreativen Figuren des Jazz aus Deutschland: die 1992 geborene Saxophonistin und Komponistin Luise Volkmann. Ihr jüngstes Album heißt „Rites de Passage“, also Übergangsriten, und konfrontiert mit Klängen, die weit über gängige Jazz-Erwartungen hinausgehen. Unser Jazz-Album des Monats April 2023.

Luise Volkmann - Rites de Passage | Bildquelle: Luise Volkmann

Bildquelle: Luise Volkmann

Würde man diese Klänge bei einem Jazz-Album erwarten? Die Stimme des Tenors Patrick Grahl, der in einigen Stücken als Gast auftaucht? Etwa dem Stück "Water", geschrieben von der Saxophonistin Luise Volkmann, wie alle Stücke auf ihrem eben erschienenen Album "Rites de Passage". Mit den Klängen dieses Stücks beginnt es. Ungewohnte Klänge, auf die ein Genre-Etikett eigentlich gar nicht passt.

Grenzen sind dazu da, überschritten zu werden

Musikalische Grenzüberschreitungen sind typisch für das Schaffen der jungen deutschen Musikerin und ungemein produktiven Komponistin Luise Volkmann. Grenzen in der Musik, so legen viele Stücke nahe, die ich bisher von Luise Volkmann gehört habe, sind vor allem da, um überschritten zu werden. Raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer! Ins spannungsvoll Ungewisse.

Streichquartett-Klänge und elektronische Nachbearbeitung

Schon die Instrumente, die man in dieser Musik hört, sind ungewöhnlich zusammengestellt: Saxophon, Posaune, diverse Flöten, Schlagzeuge und klassisches Schlagwerk, Cello, Bratsche und schließlich auch ein komplettes Streichquartett. Außerdem hat Luise Volkmann alle ihre Stücke auf diesem Album elektronisch nachbearbeiten lassen: von sechs unterschiedlichen Kolleginnen und Kollegen. So wurde aus Jazz-Kammermusik, die Volkmann in unterschiedlichen Jahren aufgenommen hatte, ein Mosaik aus Möglichkeiten.

Mauern in Betonköpfen, Betonmauern an Grenzen
aus einer Konzertankündigung von Luise Volkmann

Musik gegen Betonmauern

Ganz leise und sensibel kann das klingen. An anderen Stellen: magisch-entrückt. Und es kann auch rätselhaft raunen. Es sind einfach faszinierende Klangwelten. Auf der Hülle des Albums sieht man das halb verdeckte Gesicht der Komponistin, aus dem ein Schmetterling hervorzuwachsen scheint. Musik, die ihren Kokon verlässt, hat Luise Volkmann geschrieben und aufgenommen, und sie verbindet damit auch politische Gedanken: Es geht um das Überwinden von Mauern. "Mauern in Betonköpfen, Betonmauern an Grenzen", wie es in der Ankündigung des Release-Konzerts zu diesem Album hieß. Mauern in Köpfen. Jene Mauern direkt hinter den Gehörgängen muss man dringend beiseiteschieben, um diese auf ganz eigene Art schöne Musik zu hören. Die Anstrengung lohnt sich!

Info zur DC

Luise Volkmann: „Rites de Passage“

Label: nWog Records nwog049

LC 77779

Sendung: "Leporello" am 20. April 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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