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Stefan Mickisch ist tot Wagner-Experte stirbt mit 58 Jahren

Der Wagner-Experte Stefan Mickisch ist tot. Der Schwandorfer Pianist starb im Alter von 58 Jahren, wie die "Mittelbayerische Zeitung" berichtet. Mickisch war vor allem bekannt für seine Einführungs-Vorträge bei den Bayreuther Festspielen. Als Person war er durchaus umstritten.

Wagnerexperte Stefan Mickisch | Bildquelle: Stefan Mickisch

Bildquelle: Stefan Mickisch

Wie die "Mittelbayerische Zeitung" am Samstag berichtete, sei der Musikwissenschaftler und Wagner-Experte plötzlich verstorben. Ein Mitglied aus dem engstem Familienkreis habe den Tod des Pianisten bestätigt. Seit Ende der 1990er-Jahre begeisterte Mickisch vor allem die Wagner-Fans, die zu den Festspielen nach Bayreuth kamen, mit seinen Einführungsvorträgen am Klavier. Zunächst hatte er die im Auftrag des dortigen Wagner-Verbandes, später in Eigenregie veranstaltet. Anhand von ihm vorgetragenen Musikbeispielen analysierte er Wagners-Musiksprache – von der Bedeutung einzelner Tonarten bis hin zu Querbezügen zwischen den Kompositionen Wagners und denen anderer Komponisten sowie zwischen den Wagner-Werken selbst.

Einzigartiger Zugang für Publikum

Damit eröffnete er vielen Menschen, auch solchen, die sich wenig mit Musiktheorie beschäftigen, einen einzigartigen Zugang zum Verständnis der Musik Richard Wagners. Ähnliche Einführungsvorträge und Werkanalysen bot er auch zu Ludwig van Beethoven, Erich Wolfgang Korngold, Jacques Offenbach und Richard Strauss an – viele davon sind auf CD erschienen.

Kontroversen

In den Fokus der Medien geriet Stefan Mickisch vor zwei Monaten, als er in der Villa Wahnfried zur persona non grata erklärt wurde, obwohl er dort jahrelang jene Einführungsmatineen während der Bayreuther Festspiele gehalten hatte. Mickisch war zuletzt aufgefallen durch seine heftige Kritik an der Corona-Politik der Bundesregierung. Dem Musikwissenschaftler war eine Verharmlosung des Holocaust vorgeworfen worden, da er Gegner der Coronapolitik mit ermordeten Widerstandskämpfern in der Nazizeit gleichgesetzt hat. Mickisch verfügte über ein umfassendes Wissen zu Richard Wagner und verfolgte jüngst ein weiteres Wagner-Projekt: Ab Ende April hätte er an der Sibelius Akademie Helsinki mithelfen sollen, Richard Wagner in Finnland zu etablieren. Stefan Mickisch hinterlässt seine Frau und soll – auf eigenen Wunsch – in Wien beigesetzt werden.

Sendung: "Allegro" am 22. Februar 2021 ab 6:05 Uhr und "Leporello" am 22. Februar 2021 auf BR-KLASSIK

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