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Sopranistin Johanni van Oostrum im "Lohengrin" "Sie werden eine starke Elsa sehen"

An der Bayerischen Staatsoper feiert dieses Wochenende ein neuer "Lohengrin" Premiere. Besonders spannend ist da auch immer die Frage: Wie wird die tragische Figur der Elsa dargestellt? Diesmal zuständig für die Interpretation in Wagners Oper ist die südafrikanische Sopranistin Johanni van Oostrum.

Johanni van Oostrum als Elsa in Wagners "Lohengrin" an der Bayerischen Staatsoper 2022. | Bildquelle: Wilfried Hösl

Bildquelle: Wilfried Hösl

Die Elsa in Wagners "Lohengrin" ist eine ambivalente Figur. Sie wird zwar gerettet, zerstört aber ihr Glück letztlich selbst. Denn sie kann sich nicht an das Gebot halten, die für sie alles entscheidende Frage nach dem Namen ihres Retters nicht zu stellen. Aber warum? An dieser Frage wiederum hangeln sich die verschiedenen Interpretationen der Elsa entlang. So erklärte 2018 etwa Anja Harteros Wagners Frauenbild vor ihrer Interpretation der Elsa in Bayreuth für überholt.

Das erste Mal bei einer Neuproduktion in München: Johanni van Oostrum

Eine neue Elsa wird nun Johanni van Oostrum in München vorstellen. Die südafrikanische Sängerin ist an der Bayerischen Staatsoper keine Unbekannte. Doch der "Lohengrin" ist ihre erste Neuproduktion in München. Sie ist bei der Interpretation dieser Elsa also von Anfang an dabei. "Da gibt da natürlich mehr Zeit, um mit dem kreativen Team zu diskutieren", erklärt sie im Interview mit BR-KLASSIK. In dieser Zeit konnte sie eine Art "Verbindungsenergie" mit ihren Bühnenpartnern und anderen Kollegen entwickeln, besonders mit Klaus Florian Vogt, der bei der Premiere am 3. Dezember die Titelpartie übernehmen wird.

Lohengrin an der Bayerischen Staatsoper

Johanni von Oostrum singt die Elsa im neuen Lohengrin an der Bayerischen Staatsoper. Ihr Schwanenritter ist Klaus Florian Vogt. Anja Kampe gibt die Ortrud und Johan Reuter den Friedrich von Telramund. Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters steht François-Xavier Roth. Am Samstag, 3. Dezember, ist Premiere. BR-KLASSIK überträgt die Vorstellung ab 17:00 Uhr im Live-Stream und im Radio.

Elsa: eine Figur mit starker Entwicklungslinie

Die Sopranistin Johanni van Oostrum | Bildquelle: Chloé Desnoyers Johanni van Oostrum. | Bildquelle: Chloé Desnoyers Doch was für eine Figur ist Elsa für Johanni van Oostrum? "Sie werden eine starke Elsa sehen und eine, die an ihre Entscheidungen glaubt", erklärt die Sängerin. Elsa sei in dieser Produktion eine traumatisierte Frau, die als Angeklagte unter extremem Druck steht. Diesen Druck nimmt Lohengrin ihr erst einmal. Doch dann setzt er sie gleich wieder mit neuen Forderungen unter neuen Druck. Normalerweise akzeptiert Elsa diese Forderungen erst einmal. Doch in dieser Neuproduktion zeigen Johanni van Oostrum und Regisseur Kornél Mundruczó eine Frau, die von Anfang an zweifelt. "Kornél Mundruczó hat eine starke Entwicklungslinie für die Figur geschaffen, sie macht eine große persönliche Entwicklung durch", sagt van Oostrum. Und es sei natürlich traurig, denn Elsa zerstört durch ihre Ehrlichkeit das eigene Glück. "Für mich ist es aber auch sehr spannend und interessant, diese Figur darzustellen."

Man muss sich selber schon mögen. Mir ist das ganz wichtig.
Johanni van Oostrum

Johanni van Oostrum hat bei Mimi Coertse studiert. Die ist eine Legende in der südafrikanischen Opernwelt und machte für van Oostrum eine Ausnahme. Denn eigentlich unterrichtete sie schon nicht mehr persönlich, als van Oostrum zu ihr kam. Neben einer "grundsoliden italienischen Gesangstechnik" lernte van Oostrum bei ihr auch Freude und Humor am Beruf. "Also ich bin ein Typ, der sich selbst sehr kritisch und diszipliniert verhalten kann. Aber man muss sich selber auch liebevoll betrachten können. Ja, man muss sich selber schon mögen. Mir ist das ganz wichtig."

Sendung: "Allegro" am 29. November 2022, ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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