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Zubin Mehta zum 80. Ein musikalischer Kosmopolit

Während seiner Studienzeit in Wien hieß er einfach nur "der Inder" - Zubin Mehta nennt sich dagegen selbst "ein zufällig in Indien geborener Wiener". Seit Jahrzehnten ist der Dirigent auf der ganzen Welt zu Hause. Am Freitag feiert er seinen 80. Geburtstag.

Dirigent Zubin Mehta | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Dirigieren ist Kommunikation. Wie man kommuniziert, ist ein sehr mystisches Erlebnis - jedesmal.
Zubin Mehta.

Von Haydn bis Webern reicht Zubin Mehtas Kernrepertoire. Geprägt ist sein Stil klar von der Wiener Schule. Als Sohn des Geigers Mehli Mehta wächst Zubin im heutigen Mumbai auf, wo sein Vater das Bombay Symphony Orchestra und Indiens erstes Streichquartett gegründet hat. Schon als Teenager springt er ins kalte Wasser. Zubin dirigiert das Orchester des Vaters, um sich von ihm prompt einen Tadel für nicht gegebene Einsätze abzuholen.

Politisches Engagement

Er studiert an der Wiener Musikakademie bei Hans Swarowsky und steht bereits 1961 am Pult der Wiener Philharmoniker - seit 2001 ist er ihr Ehrendirigent. Parallel leitet Zubin Mehta ab 1962 das Montreal Symphony-Orchestra und das Los Angeles Philhamonic Orchestra. Außerdem baut er das Israel Philharmonic Orchestra in Tel Aviv zu einem international renommierten Klangkörper auf. Mehta engagiert sich auch politisch und versucht, die verfeindeten Volksgruppen durch Musik zu verbinden.

Wir müssen unser Talent und unsere Kraft für etwas, politisch gesagt, Positives benutzen.
Zubin Mehta

Mehta stemmt ein aberwitziges Arbeitspensum zwischen mehreren Kontinenten. Doch er ist vor allem eines: hungrig nach musikalischer Erfahrung. 1998 holt die Bayerische Staatsoper ihn für acht Jahre als Generalmusikdirektor nach München - eine glückliche Zeit für ihn persönlich und auch für das Münchner Publikum. Mehta widmet sich der Oper mit Haut und Haar. Die Einsätze steuert er nicht nur mit Hilfe seiner Gestik - sein scharfer Blick ist manchmal Signal genug. Er kenne die Augen aller Chor- und Orchestermitglieder seines Münchner Opernhauses, sagt Zubin Mehta.

Nachwuchsförderung

Seine internationalen Opern-Großprojekte, wie "Turandot" in der verbotenen Stadt in Peking und "Tosca" an den Originalschauplätzen in Rom, setzen neue Maßstäbe für das Musiktheater im Medienzeitalter. Zubin Mehta kommt immer wieder gerne nach München zurück. Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und den Münchner Philharmonikern verbinden ihn viele erfolgreiche Jahre der Zusammenarbeit. Weltweit setzt er sich für die Nachwuchsförderung ein, etwa in seiner Geburtsstadt Mumbai. Dort unterstützt seine nach Vater Mehli Mehta benannte Stiftung die musikalische Ausbildung von Kindern, in Tel Aviv geschieht dies in der Buchmann-Mehta School of Music. Doch zu seinem 80. Geburtstag gesteht der Rastlose, der Nimmermüde ein, keinen Bedarf mehr an einer festen Leitungsposition zu haben.

Ich möchte auch geistig ein bisschen frei sein.
Zubin Mehta

Zubin Mehta: "Es ist nicht das Musizieren. Ich musiziere sowieso fast zwölf Monate im Jahr - noch immer. Aber die ganze Büroarbeit, die Vorspiele. Wenn ich Musikdirektor bin, ich bin verantwortlich für alles. 30 Jahre habe ich diese 120-prozentige Arbeit gemacht. Jetzt möchte ich eine Pause haben."

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