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Gabriel Fauré Cellosonate Nr. 2 g-Moll

Montagabend, der 21. Juni 1880, Rue Monsieur-le-Prince in Paris, im Salon von Camille Saint-Saëns: hier erklang vermutlich zum aller ersten Mal jenes berühmte Werk von Gabriel Fauré, bei dem der französische Komponist dem Cello so bewegende Töne entlockte: seine "Élégie".

Bildquelle: Archiv des BR

Das starke Stück zum Nachhören!

"Die Aufnahme, die mein Cellostück gefunden hat, war glänzend" schrieb Fauré an seinen Verleger. Und nun wollte der 35-jährige Komponist eine ganze Sonate daraus machen. Doch bald gab er den Plan wieder auf und es sollte fast vierzig Jahre dauern, bis Fauré doch noch zwei Sonaten für Violoncello schrieb.

Jugendlich, kraftvoll, bewegt

Als er 1921 seine zweite Cellosonate komponiert, zählt Gabriel Fauré 76 Jahre. "Es ist lästig, alt zu sein!" schreibt er in einem Brief. Seine Gesundheit macht ihm zunehmend zu schaffen und dies auf eine für einen Komponisten besonders dramatische Weise: Fauré ist praktisch taub. Dennoch klingt seine Zweite Cellosonate über weite Strecken geradezu jugendlich, kraftvoll, bewegt. Bereits einige Zeit zuvor, im Jahr 1917 hatte der Komponist seine Cellosonate Nr. 1 vollendet.

Überwältigender langsamer Satz

"Die zwei Sonaten sind einerseits verschieden, andererseits ähnlich", äußert sich der Cellist Gautier Capuçon über die beiden Werke. "Natürlich: Es ist der gleiche Komponist, die gleiche Sprache. Sowohl bei der Ersten als auch bei der Zweiten Sonaten weiß man bei einigen Passagen nicht, wo es eigentlich hingeht - man fragt sich, ob vielleicht der Komponist selbst sucht, wohin er will. Gleichzeitig sind die langsamen Sätze absolut überwältigend."

Ursprünglich eine Trauermusik

Cellist Gautier Capuçon | Bildquelle: © Gregory Batardon Der Cellist Gautier Capucon | Bildquelle: © Gregory Batardon Am Grab von Napoléon I. im Invalidendom in Paris erklingt am 5. Mai 1921 die Keimzelle von Faurés Zweiter Cellosonate: ein "Chant funéraire" zum 100. Todestag von Napoléon, komponiert im Auftrag der französischen Regierung. Offensichtlich empfand Fauré selbst als zu schön, um nur bei dieser einen Gelegenheit aufgeführt zu werden. Was vierzig Jahre zuvor mit der berühmten "Élégie" nicht gelang, setzt der Komponist nun in die Tat um: Er benutzt diesen "Chant funéraire" als Grundlage des langsamen Satzes seiner Sonate. Und irgendwie klingt auch die "Élégie" noch ein wenig mit in dieser Musik. Am Ende kehrt die anfängliche Trauermusik zurück, bis letztlich friedliche, versöhnliche Töne dieses Andante beschließen.

"Es ist sehr merkwürdig: Man hat den Eindruck, dass man zurückgeht. Das Andante ist sehr nostalgisch, ruhig, gesetzt. In den anderen Sätzen fühlt man, dass Fauré auf der Such ist. Er leidet wahrscheinlich auch, er ist älter - man hat nicht dieses Verankertsein im Boden wie im zweiten Satz." Gautier Capuçon

Aufgewühltes Finale

"Ich wollte dir sagen, wie sehr ich mich noch im Bann deiner wunderschönen Sonate für Violoncello befinde" schrieb der befreundete Komponist Vincent d’Indy nach der Uraufführung der Sonate im Mai 1922 mit dem Cellisten Gérard Hekking und dem Pianisten Alfred Cortot an Fauré. "Dein Andante ist ein wahres Meisterwerk an ausdrucksvoller Empfindsamkeit, und mir gefällt auch das Finale sehr, so lebendig und packend". Nicht zu bremsen, unbändig stürmt das erste Thema dieses Finales davon. Und der Satz findet auch kein rechtes Ende: Immer wieder moduliert Fauré in ganz neue harmonische Gefilde. Inmitten der aufgewühlten Musik, vor dem kraftvollen Ende, setzt der Komponist dann einen fast schon choralartigen Ruhepunkt mit dem milden, sanften zweiten Thema.

Musik-Info

Gabriel Fauré:
Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 g-Moll, op. 117
Gautier Capuçon (Violoncello)
Nicholas Angelich (Klavier)
Label: Virgin Classics

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