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"Mefistofele" an der Staatsoper Ein Vorbericht zur Münchner Erstaufführung

Es ist die szenische Erstaufführung in München von Arrigo Boitos einziger Oper "Mefistofele". Joseph Calleja als Faust, Kristine Opolais als Margherita und René Pape in der Titelrolle des Mefistofeles geben ihr Debüt. Ein Vorbericht.

Arrigo Boito: "Mefistofele", Staatsoper München 2015 | Bildquelle: Charles Tandy

Bildquelle: Charles Tandy

Die Uraufführung von Arrigo Boitos Oper "Mefistofele" im Jahr 1868 an der Mailänder Scala dauerte über fünfeinhalb Stunden. Das Resultat: sie fiel durch. Der 26-jährige Arrigo Boito hatte entgegen der Operntradition das Libretto geschrieben und die Musik komponiert. Auch am Dirigentenpult stand er selbst, was ihn wohl überforderte. Boito machte später als Librettist von sich Reden, denn er schrieb die Texte für Verdis "Otello" und "Falstaff".
Den "Mefistofele" überarbeitete er, kürzte ihn auf zweieinhalb Stunden und versetzte den Faust von der Bariton- in die Tenorlage. So erlebte die Oper 1875 erneut ihre Uraufführung und diesmal jedoch von Erfolg gekrönt. Für Solisten, Chor und Orchester ist das Werk bis heute eine Herausforderung.

Viele Debüts an der Staatsoper

Kristine Opolais | Bildquelle: Marco Borggreve Die lettische Sopranistin Kristine Opolais | Bildquelle: Marco Borggreve An der Bayerischen Staatsoper kommt es zur szenischen Erstaufführung von Arrigo Boitos einziger vollendeter Oper. "Mefistofele" gilt als zentrales Werk der Phase zwischen Verdi und Puccini. Der aus Malta stammende Tenor Joseph Calleja ist als Faust zu erleben. Außerdem mit dabei: Kristine Opolais als Margherita und René Pape in der Titelrolle des Mefistofele. Erstmals inszeniert Roiland Schwab am Haus und Omer Meir Wellber dirigiert seine erste Premiere an der Staatsoper.

Mephisto als Verkörperung des Bösen

Es war gewagt von Arrigo Boito, beide Teile von Goethes Faust in eine Oper zu packen. Doch ihn interessierte nicht die Analyse des grübelnden Wissenschaftlers Faust, sondern Mephisto als verkörperung des Bösen. Für Regisseur Roland Schwab eine interessante Ausgangsbasis in Richtung "Highway to Hell" und das Entertainment des Bösen.

"Das ist die grundsätzliche Frage bei einem Stück, das mit sphärischen Engelsharmonien beginnt, glaubt man an diese Engelssphäre, oder ist es eben ein Rausträumen, ein nostalgisches Zurücksehen in Zeiten, wo es den Himmel noch gab. Das find ich interessant, das Stück so zu begreifen" (Roland Schwab)

Arrigo Boito: "Mefistofele", Staatsoper München 2015 | Bildquelle: Charles Tandy Bildquelle: Charles Tandy Roland Schwab läßt das Stück denn auch an einem menschenfeindlichen Ort spielen. Eine tunnelartige Stahlkonstruktion dominiert die Bühne, es gibt viel Schutt, Dunkelheit und Pyrotechnik. Die Attribute des Himmels wie eine zertrümmerte Harfe und Pfeile liegen am Boden.  René Pape ist der Geist, der stets verneint. Als Mefistofele gibt er sein Rollendebüt. Es ist eine große Rolle mit drei großen Arien. In seiner Darstellung sieht Pape den Teufel gar nicht so in seiner Ohnmacht gefangen. Für ihn ist er ein starker Charakter, jedoch nicht ganz frei von gewissen Schwächen. Pape will ihn menschlich, dämonisch verführerisch, zum Teil auch etwas witzig zeigen. So hat er das auch mit Gounods Mephisto gehalten. Die Frage, warum das Böse so anziehend ist, beschäftigt die Menschheit immer wieder. Doch für Pape steht das Sängerische im Vordergrund.

Es geht mir um die Musik, es geht mir um die Darstellung einer weiteren Facette, die ich zeigen kann.
(René Pape )

Arrigo Boito: "Mefistofele" an der Bayerischen Staatsoper

Premiere: Samstag, 24. Oktober 2015, 19 Uhr

Weitere Aufführungen:
Donnerstag, 29. Oktober, 19 Uhr/ Sonntag, 1. November, 18 Uhr/
Freitag, 6. Nov./ Dienstag, 10. Nov./ Sonntag, 15. Nov. jeweils 19 Uhr

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