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Ars Electronica Linz 2016 Himmlischer Drohnentanz

Wissenschaftler, Musiker, Ingenieure und Designer: Bei der Ars Electronica in Linz arbeiteten Künstler unterschiedlicher Disziplinen an den neuesten Entwicklungen der digitalen Kunst. Eines der Highlights war heuer ein spektakuläres "Drohnenballett" am Donauufer.

Elektronisches Glühwürmchenballett

Eine Ballettkompanie mit 100 Tänzern können sich einzig Häuser in der Größenordnung des Bolschoi-Theaters leisten. Und wer hat schon über hundert perfekte Tänzer, die exakt das machen, was man ihnen vorschreibt?

Mit Drohnen ist es einfacher, denn sie hören auf Computerbefehle. Beim Ars Electronica Festival in Linz wurden jetzt 100 beleuchtete High-Tech-Flugobjekte per Computerprogramm und aufwendiger Funktechnik in den Abendhimmel gesteuert. Während die Sonne unterging, zeichneten sich über der Donau immer mehr farbige Figuren und Muster ab. Und zwar zu elektronischer Musik aus großen Lautsprechertürmen, komponiert vom Soundkünstler Sam Auinger. Am Ende kam auch noch Beethovens Fünfte hinzu.

Strawinsky mit Projektionen im Blockbuster-Format

Eine "echte" Ballettkomposition gab es tags darauf: In der 200 Meter langen Gleishalle der Postcity, der ehemaligen Paketabfertigung am Bahnhof, wurde Igor Strawinskys "Le sacre du printemps" aufgeführt. Dennis Russel Davies dirigierte das Bruckner-Orchester Linz vor riesigen Bildschirmen mit Projektionen des Künstlers O'Lan Cori, der sich auf die Visualisierung von Musik spezialisiert hat.

Jasia Reichardt, Pionierin der Medienkunst

Bei der Ars Electronica wurden auch Preise vergeben: Zum Beispiel der "Visionary Pioneers of Media Art“-Award, den die britische Kunsthistorikerin Jasia Reichardt für ihr Lebenswerk verliehen bekam. Sie kuratiert seit 50 Jahren Ausstellungen und beschäftigt sich mit Installationen, Robotertheorien und elektronischer Musik von John Cage bis Iannis Xenakis. Die Ars Electronica hat ihr eine Schau gewidmet, die auch schon am Institute of Contemporary Arts in London zu sehen war.

Ich erwarte, dass in ein, zwei Jahren hier in Linz Arbeiten von Robotern stehen - Kunstwerke von den Computern selbst. Künstler und Publikum werden staunend daneben stehen!
Jasia Reichardt, Preisträgerin des Visionary Pioneers of Media Art-Awards

Jasia Reichardt | Bildquelle: Florian Voggeneder /Ars Electronica Kuratorin Jasia Reichardt, Botschafterin der Medienkunst | Bildquelle: Florian Voggeneder /Ars Electronica

In Jasia Reichardts erster Ausstellung von 1968 war zum Beispiel eine interaktive Blume zu sehen, die sich zum Betrachter beugte. Dafür musste man sie allerdings ansprechen oder ansingen. Erwachsene wollten sich damals nicht darauf einlassen, wie Reichardt erzählt. Kinder hatten viel weniger Berührungsängste. Heute sei Interaktivität aufgrund der allgemeinen Verbreitung von Smartphones längst gang und gäbe.
Ob in ein paar Jahren Computer wirklich große Symphonien komponieren und diese auch noch von einem Roboterorchester gespielt werden? Das Ars Electronica Festival wird bestimmt ganz vorne mit dabei sein.

Das Ars Electronica Festival

1979 fand das erste Ars Electronica Festival in Linz statt - damals allerdings mit nur 20 Teilnehmern. Heute ist aus dem Festival ein kaum überschaubares Angebot geworden, das sich in jede nur denkbare Richtung erstreckt: Klassische Musik oder Clubsounds, Symposium oder Party, gesellschaftskritische Kunst oder Unterricht im Drohnenflug.
Gäste aus aller Welt unterstreichen das heutige Renommee ebenso wie das Engagement innovativer Partner wie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) oder der chinesischen Tsinghua-Universität.

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