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BR Gesundheitstag Zählen Musiker auch Schafe?

Der BR Gesundheitstag steht unter dem Motto: "Tu was für einen besseren Schlaf". Wie sieht es da bei den Musikerinnen und Musikern aus? Ein Konzertabend endet für die Künstler ja nicht mit dem Applaus – was passiert danach? Wie schaffen es Musiker, den Adrenalin-Überschuss abzubauen und zu einem ruhigen Schlaf zu finden?

Schlafender Musiker | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Mit Musik können viele besser einschlafen: Kindern singt man ein Gute-Nacht-Lied vor, Erwachsene versetzen sich mit Entspannungsmusik ins Land der Träume. Als Musiker nach einem Konzert hat man aber nicht unbedingt Sehnsucht nach noch mehr Noten. Was tun?

"Applaus wird oft als eine Art Befreiungsschlag bezeichnet", sagt Bariton Michael Nagy. Er kennt sich aus mit dem Gedankenkarussell nach einem Konzert: "Ich glaub, es ist ganz wichtig: dieser Moment des Loslassens und tatsächlich auch des Brechens."

Applaus wird oft als eine Art Befreiungsschlag bezeichnet.
Bariton Michael Nagy

High-Gefühl nach dem Applaus

Doch nach dem Konzert ist vor dem Konzert, und nach dem Schlussapplaus ist für einen Musiker nicht alles abgeschlossen. Musikermedizinerin Claudia Spahn kennt sich mit der Hochphase nach einem Konzert gut aus: "Man muss von diesem High-Gefühl einfach wieder herunterkommen. Physiologisch ist das natürlich eine hohe Adrenalin-Konzentration, eine totale Aktivierung. Bei manchen Menschen braucht das zwei, drei Stunden, bis das abgebaut ist und die wirklich dann zur Ruhe kommen und auch Schlaf finden."

Rituale und Gewohnheiten

Michael Nagy, Bariton | Bildquelle: Monika Hoefler Der Bariton Michael Nagy | Bildquelle: Monika Hoefler Schlaf finden - das kann man besonders gut im eigenen Bett. Doch Musiker wie Michael Nagy schlafen nur die Hälfte aller Nächte zu Hause. Den Rest verbringen sie in der Fremde und immer wieder anderen Hotels. Feste Gewohnheiten können dabei helfen, sich trotzdem ein wenig wie zu Hause zu fühlen, weiß Musiker-Agentin Sonia Simmenauer: "Ich hab‘ den einen Künstler, der bittet darum, ein Zimmer zur Straße zu bekommen, wo es laut ist, weil er sonst nicht schlafen kann. Es gibt den Künstler, der in seinem Hotelzimmer Rituale hat. Es muss alles an bestimmten Plätzen hingelegt werden: Bleistift, die Zahnbürste, das Buch, ein bestimmtes Tuch, et cetera, damit er das Gefühl bekommt, nicht ganz verloren zu sein."

Joggen als Schlafmittel

Ein Musikerleben ist nicht einfach: Tagsüber in die nächste Stadt reisen, üben, sich an den neuen Ort gewöhnen, abends Konzert. Am nächsten Tag wieder von vorne. Manche Musiker kommen mit dem hohen Druck in ihrem Beruf nicht klar. Sie greifen zu Schlafmitteln, andere zu Alkohol oder Drogen. Komponistin Meredi Arakelian möchte nicht in eine solche Richtung abdriften. Für sie ist ein ausgeglichenes Leben essentiell: "Man muss auf jeden Fall versuchen, eine Work-Life-Balance zu bekommen, was auch nicht immer einfach ist. Gerade, wenn man so on fire ist, könnte man tagelang durcharbeiten und irgendwann sagt aber der Körper: Nein. Da muss man echt aufpassen."

Musikermedizinerin Claudia Spahn hat noch andere Tipps für einen gesunden Schlaf. Vielen hilft Bewegung, um zu entspannen und den Kopf frei zu bekommen - also abends noch eine Runde um den Block joggen oder einfach an die frische Luft gehen. Andere hält das jedoch eher wach. Für solche Musiker ist dann progressive Muskelentspannung oder autogenes Training besser.

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