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Album der Woche: Trio Machiavelli Kammermusik von Chausson und Ravel

2018 gewann die Pianistin Claire Huangci den Concours Géza Anda. Sieben Jahre zuvor war sie bereits mit dem 2. Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in der Tasche aus München abgereist.Beim Kammermusikfestival des ARD-Wettbewerbs begegneten sich Huangci und der junge französische Cellist Tristan Cornut, auch er ein ARD-Preisträger. Fehlte noch die französische Geigerin Solenne Païdassi, und das Trio Machiavelli war komplett. Für ihre erste CD haben sie den französischen Bratschisten Adrien Boisseau mit an Bord genommen.

Die CD-Empfehlung zum Anhören:

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Das Werk Richard Wagners hat ihn – wie so viele französische Musiker – begeistert, jedenfalls pilgerte der junge Ernest Chausson 1883 auf seiner Hochzeitsreise zum "Parsifal" nach Bayreuth. Offen bleibt, ob auch die frisch vermählte Gattin Wagner-Jüngerin war oder die Erlösung auf dem Grünen Hügel eher über sich ergehen ließ. Chaussons Musik ist nicht so bekannt, wie man es ihr eigentlich wünschte. Von seinem wunderbaren Klavierquartett etwa gibt es gerade eine gute Handvoll Einspielungen. Dabei bietet der langsame zweite Satz sicher einige der schönsten musikalischen Momente, die sich denken lassen. Ein so unendlich sehnsuchtsvolles Hauptthema jedenfalls muss einem erst mal einfallen.

Fas ausgelassen und sehr leicht

Man könnte es meinen, aber nein, diese Melodie ist Ernest Chausson nicht auf der Hochzeitsreise eingefallen, er schrieb sie Jahre später 1897. Das Klavierquartett ist sein letztes vollendetes Kammermusikwerk. 1899 starb er mit 44 Jahren bei einem Fahrradunfall. Auch deshalb ist sein Werk – leider – überschaubar. Die jugendliche Wagner-Begeisterung war auch Ende des Jahrhunderts nicht verschwunden, doch Chaussons Musik klang jetzt heller, abgeklärter als früher. "Erwarte kein schwarzes Werk", schrieb er einem befreundeten Geiger über das Klavierquartett, "überhaupt nicht. Es ist fast ausgelassen. Und sehr leicht." Sollte Chausson damit die Schwierigkeit für die Ausführenden gemeint haben, dann war das eine faustdicke Lüge.

Kurz und bündig

Dieses Album lohnt sich, weil …
… man die wundervolle Musik von Ernest Chausson einfach viel zu selten hört.

Dieses Album ist schon deshalb ein Hörgenuss, weil …
… es eigentlich kein besseres Klaviertrio gibt als das von Maurice Ravel.

Dieses Album hört man am besten …
… bei einem guten französischen Rotwein – aber wirklich nicht, damit die tolle Interpretation in den "brumes d'alcool" verschwindet.

Mit Feuer und Überschwang

Die Geigerin Solenne Païdassi, der Bratschist Adrien Boisseau, der Cellist Tristan Cornut und die Pianistin Claire Huangci lassen sich von den Schwierigkeiten nicht beeindrucken, sie liefern eine insgesamt beglückende Neuaufnahme: hell, klar, mit unglaublichem Feuer und Überschwang, die wundervollen Lyrismen jedoch genauso auskostend.

Absolut legitime Kombination

Dass die CD das kaum gespielte Chausson-Quartett mit einem der populärsten Klaviertrios überhaupt kombiniert, nämlich dem von Maurice Ravel, ist absolut legitim. Zumal, wenn man es so herrlich transparent, zugleich expressiv musiziert, wie Païdassi, Cornut und Huangci. Fazit: Ein sehr schönes Album.

Infos zur CD

Maurice Ravel:
Klaviertrio a-Moll
Ernest Chausson:
Klavierquartett A-Dur op. 30

Trio Machiavelli:
Claire Huangci (Klavier)
Solenne Païdassi (Violine)
Tristan Cornut (Violoncello)

Adrien Boisseau (Viola)

Label: Berlin Classics

Sendung: "Piazza" am 15. August 2020, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK