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Album der Woche – Benjamin Bernheim Opernarien für Tenor

Wann hat Frankreich zuletzt einen solchen Tenor hervorgebracht? Einen Sänger mit solch erlesener Timbrequalität, solch leuchtender Höhe, solch exquisiter Phrasierungslust? Historiker der Gesangskunst dürften lange zurückdenken müssen.

Benjamin Bernheim – Arien | Bildquelle: Deutsche Grammophon

Bildquelle: Deutsche Grammophon

Das Album der Woche zum Anhören

Auch wenn Benjamin Bernheim Partien wie Donizettis Nemorino über Verdis Alfredo bis zu Puccinis Rodolfo mit bewundernswerter Gelassenheit über die Stimmlippen kommen, hörbar am wohlsten fühlt er sich im muttersprachlichen Repertoire. Bei Berlioz, bei Gounod, bei Massenet.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer ...
... die Oper als Aphrodisiakum schätzt.

Dieses Album hört man am besten ...
... bei der Planung des nächsten Paris-Trips.

Dieses Album führt bei Überdosis zu ...
... der Überzeugung, dass Singen ein Kinderspiel sei.

Kultivierte Melancholie

Soll man bei diesem Tenor mehr von der französischen Diktion und ihrer stimmlichen Umsetzung schwärmen oder davon, wie er sich in Melancholie und Leidensdruck eines zutiefst unglücklich verliebten Menschen einfühlt? Und wie kultiviert er das tut, damit auch ein jeder versteht, dass die Bühnenfigur Werther für diese Arie gewissermaßen neben sich tritt – und seiner Angebeteten ein Frühlingsgedicht vorträgt.

Nur wenige Raritäten

Mit so viel Feinsinn kann Emmanuel Villaume am Pult der Prague Philharmonia nicht mithalten: Der Dirigent bleibt ohne erkennbaren Gestaltungsehrgeiz. Ein zweiter Kritikpunkt wäre, dass für die Zusammenstellung des Albums – wie für viele andere – mal wieder wenig Fantasie investiert wurde. Dass sich weniger als vier Minuten des Programms im Bereich der Raritäten bewegen, ist ein echter Wermutstropfen. Der Tenor gibt zwar eine Kostprobe seiner Russischkenntnisse ab, indem er Tschaikowskys Arie des Lenski einbezieht, aber nur von der kurzen Nummer aus "Dante" von Benjamin Godard lässt sich sagen, dass sie keiner kennt. Mit künstlerischen Gaben wie den seinen könnte Benjamin Bernheim nachdrücklich Werbung machen für Schätze am Rand ausgetretener Repertoire-Pfade.

Benjamin Bernheim

Arien aus Opern von
Jules Massenet ("Werther", "Manon"),
Gaetano Donizetti ("L’elisir d’amore", "Lucia di Lammermoor"),
Charles Gounod ("Roméo et Juliette", "Faust"),
Giuseppe Verdi ("La Traviata", "Rigoletto", "Luisa Miller"),
Peter Tschaikowsky ("Eugen Onegin"),
Benjamin Godard ("Dante"),
Hector Berlioz ("La damnation de Faust")
und
Giacomo Puccini ("La Bohème")

Benjamin Bernheim (Tenor)
PKF – Prague Philharmonia
Leitung: Emmanuel Villaume

Label: Deutsche Grammophon

Sendung: "Piazza" am 16. November 2019, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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