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Album der Woche – Ivo Kahánek spielt Klavierkonzerte von Dvořák und Martinů

Eigentlich unbegreiflich, warum Antonín Dvořáks Klavierkonzert kaum gespielt wird. Aber der tschechische Pianist Ivo Kahánek zeigt, dass man auch ohne virtuose Show begeistern kann, mit lyrischen Tönen und im subtilen Dialog mit den Bamberger Symphonikern. Chefdirigent Jakub Hrůša ist sowieso der perfekte Partner am Pult, erst recht im hochexpressiven Vierten Klavierkonzert von Bohuslav Martinů.

CD-Cover: Ivo Kahánek spielt Klavierkonzerte von Dvořák und Martinů | Bildquelle: Supraphon

Bildquelle: Supraphon

Der CD-Tipp zum Anhören

"Incantation" – diesen Beinamen hat Bohuslav Martinů seinem Vierten Klavierkonzert gegeben, das er 1956 im amerikanischen Exil schrieb. Tatsächlich hat dieses Spätwerk etwas von einer Beschwörung, etwas Magisches und auch Diabolisches. Ivo Kahánek meißelt Martinůs Kaskaden vital in die Tasten und schwingt sich mit den Bamberger Symphonikern zu spielerischer Motorik auf.

Surreale Trillerketten

In diesem Konzert reißt Martinů kühne Klangwelten auf und realisiert aparte Ideen. So entlockt Ivo Kahánek dem Flügel surreale Trillerketten und kommuniziert schon mal allein mit der Harfe. Um dann wieder im hymnischen Tonfall Leoš Janáčeks zu schwelgen. Die glutvollen Streicher der Bamberger Symphoniker sind da voll in ihrem Element.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer …
… neugierig ist auf unbekannte Werke bekannter Komponisten.

Dieses Album hat gefehlt, weil …
… es kaum Einspielungen von Martinůs "Incantation" gibt.

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… Solist, Dirigent und Orchester lebendig, inspiriert und klangschön zusammen musizieren.

Lebendiger Dialog

Jakub Hrůša ist genau der richtige Mann für die emotionale Wucht und die visionäre Kraft von Martinůs Musik. Seine fünf Klavierkonzerte sind bei uns leider kaum bekannt – erstaunlicherweise gilt das auch für das einzige von Antonín Dvořák, für das sich Hrůša und Kahánek überzeugend stark machen. Klar, Dvořáks Klavierkonzert ist kein Brillierstück wie sein Cello- oder sein Violinkonzert. Es ist symphonisch angelegt und lebt vom Dialog zwischen Solist und Orchester. Kahánek setzt sich hier auch nicht als Tastenlöwe in Szene. Sondern spielt sich mit den Bamberger Musikern geschmeidig die Bälle zu – und hat hörbar Spaß an der Folklore in Dvořáks Partitur.

Erinnerung an die Slawischen Tänze

Mit samtweich perlendem Anschlag kehrt Kahánek im verträumten langsamen Satz die auffällige Nähe zu Chopins Klaviermusik heraus. Und das Schluss-Rondo hat sogar schon was vom Feuer der Slawischen Tänze Dvořáks. Was will man mehr? Eigentlich unbegreiflich, warum sich sein Klavierkonzert nie so richtig durchgesetzt hat. Mag der Grundzug auch eher lyrisch sein, der Solopart eher undankbar – Ivo Kahánek und Jakub Hrůša zeigen eindrucksvoll, dass sich die Auseinandersetzung mit dem Stück lohnt.

Ivo Kahánek spielt tschechische Klavierkonzerte

Antonín Dvořák:
Klavierkonzert g-Moll op. 33
Bohuslav Martinů:
Klavierkonzert Nr. 4 "Incantation"

Ivo Kahánek (Klavier)
Bamberger Symphoniker
Leitung: Jakub Hrůša

Sendung: "Piazza" am 18. Januar 2020, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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