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Album der Woche – Dima Slobodeniouk dirigiert Orchesterwerke von Sergej Prokofjew

Dass im Werkkatalog von Sergej Prokofjew noch echte Entdeckungen zu machen sind, demonstriert der russisch-finnische Dirigent Dima Slobodeniouk mit diesem Album exemplarisch. Darauf kombiniert er Konzertsuiten aus Prokofjews erster Oper "Der Spieler" und seinem letzten Ballett "Das Märchen von der steinernen Blume". Slobodeniouk trifft genau die richtige Balance zwischen Prokofjews kühler Eleganz und seiner suggestiven Emotionalität. Und was die Sinfonia Lahti an Orchesterfarben, Präzision und Brillanz aufbietet – alle Achtung!

CD-Cover: Dima Slobodeniouk dirigiert Orchesterwerke von Prokofjew | Bildquelle: BIS

Bildquelle: BIS

Der CD-Tipp zum Anhören

Der junge Prokofjew war auf Krawall gebürstet, wollte provozieren – und das ist ihm mit seiner ersten Oper "Der Spieler" nach Dostojewski auch gelungen. Die geplante Uraufführung 1917 fiel der Revolution zum Opfer. Später hat Prokofjew aus der Partitur wenigstens Porträts der vier Hauptfiguren fürs Konzert gerettet. Dima Slobodeniouk stellt mit der Sinfonia Lahti die grellen Töne dieser Opern-Groteske drastisch heraus. Und lässt den unverwechselbaren Prokofjew-Sound groß aufrauschen, wenn den Titelhelden die Spielsucht packt.

Gespür für surreale Zwischentöne

In der fiktiven deutschen Stadt Roulettenburg ist eine bankrotte russische Exilgesellschaft dem Glücksspiel verfallen, alle Hoffnungen ruhen auf der Erbschaft der totgeglaubten Oma aus Russland. Da taucht sie quicklebendig auf – und verspielt gleich ihr ganzes Vermögen im Casino. Diesen bizarren Auftritt hat Prokofjew mit feiner Ironie gezeichnet. Und Slobodeniouk hat genau das richtige Gespür für solche surrealen Zwischentöne.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer …
… neugierig ist auf unbekannte Werke bekannter Komponisten.

Dieses Album muss man haben, weil …
… es kaum Einspielungen dieser Bühnenwerke und speziell der hier vorgestellten Suiten gibt.

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… sich die finnische Sinfonia Lahti unter dem Könner Dima Slobodeniouk als erstklassiges Orchester präsentiert.

Gefallen, ohne anzubiedern

Der rhythmische Swing und die melodische Eleganz Prokofjews kommen auch in seinem letzten Ballett "Das Märchen von der steinernen Blume" prägnant zur Geltung – dank Slobodeniouk und seinem finnischen Orchester. Jetzt, nach den staatlichen Repressionen von 1948, wollte Prokofjew seinem Publikum gefallen, ohne sich anzubiedern. Mit einem populären Stoff und vertrauten musikalischen Formen hat er sich gegen die Zensur abgesichert.

Brillante Orchesterleistung

Sein Ballett um einen Steinmetz auf der Suche nach dem perfekten Kunstwerk hat Prokofjew funkelnd instrumentiert. Die Schönheit seiner Melodien kosten die finnischen Streicher betörend aus. Slobodeniouk trifft genau die Balance zwischen der gläsernen Kühle und der suggestiven Emotionalität von Prokofjews Musik. Und in den folkloristischen Tanzorgien dieser Ballettsuite treibt er die brillante Orchesterleistung der Sinfonia Lahti auf die Spitze – da gibt es kein Halten mehr!

Infos zur CD

Sergej Prokofjew:
Vier Porträts und Roulette-Szene op. 49 aus der Oper "Der Spieler" op. 24
Auszüge aus dem Ballett "Das Märchen von der steinernen Blume" op. 118
"Herbst-Skizze" für Orchester op. 8

Sinfonia Lahti
Leitung: Dima Slobodeniouk

Label: BIS

Sendung: "Piazza" am 2. Mai 2020, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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