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CD - Beethoven/Mitterer "Nine In One"

Der Österreicher Wolfgang Mitterer ist in Opernhäusern und Jazzclubs unterwegs, komponiert Filmmusik, entwickelt Klanginstallationen und hat viele elektroakustische Stücke geschrieben. Für sein neuestes Album hat er sich Beethoven vorgenommen. Und so haben Sie Beethovens Musik sicher noch nie gehört: alle Themen aus sämtlichen neun Symphonien, live vom Haydn-Orchester unter Gustav Kuhn eingespielt, dann gesampelt, eingedampft auf eine Stunde und mit elektronischen Klängen übermalt.

CD-Cover Beethoven/Mitterer - "Nine In One" | Bildquelle: Collegno

Bildquelle: Collegno

CD-Tipp 18.09.2018

Beethoven/Mitterer - "Nine In One"

Beethoven ist schon 191 Jahre tot – trotzdem umweht ihn bis heute der Nimbus des unantastbaren Genies. Nicht für Wolfgang Mitterer. Frei und hemmungslos schmeißt der Österreicher Beethovens Symphonien zusammen, setzt die Melodien in einen neuen Kontext. Das ist auf den ersten Blick, aber nur auf den ersten Blick amüsant. Denn Mitterer meint das ganz ernst. Sein Ziel: diese Musik neu oder überhaupt erlebbar zu machen. Denn der Komponist ist überzeugt: Klassische Musik passt oft nicht zum Hören von heute. Vieles könne man streichen. Zu langatmig. Außerdem: Auch die Mathematik sei ja schließlich nicht bei Pythagoras stehen geblieben, sondern habe sich weiterentwickelt. Warum sollte das in der Musik anders sein? Das ist Mitterers Ausgangspunkt. Von hier aus schnipselt er einen völlig neuen Beethoven zusammen.

Spiel mit Erwartungen

Eine Melodie springt zur nächsten, es ist ein Spiel mit Erwartungen – und deren Nicht-Erfüllung. Aber am Ende ist es immer noch Beethoven. Zwölf Jahre lang hat sich die Arbeit an "Nine in One" hingezogen. Und Wolfgang Mitterer hat es sich nicht leichtgemacht, verschiedene Wege erprobt – es gibt auf diesem Album einen Satz, der alle ersten Sätze Beethovens enthält, dann einen mit Themen aus allen zweiten Sätzen und so weiter. Dazwischen: drei musikalische Inseln, in denen Mitterer die Themen freier und assoziativer gesetzt hat. Keine Repetitionen, stattdessen immer wieder neue Variationen verschiedener Themen – gerade hier im Arrangement zeigt sich einmal mehr Wolfgang Mitterers Kunstfertigkeit.

Viele Bilder

Hektisch, eklektisch. Eine Art Achterbahnfahrt. Bei der alles an einem vorbeirauscht, die Sinne nicht mehr hinterherkommen. Oder auch: Kino im Kopf. "Nine in One" ist voller Bilder. Und ganz am Ende blitzt dann das wohl berühmteste aller Beethoven-Themen hervor, die Europahymne.

Immer unberechenbar

Eine Stunde Beethoven. Eine intensive Stunde. Mit weltbekannten Melodien, mal klar, mal verschwommen, mal mehr, mal weniger überspült von elektronischen Klängen. Neu, progressiv, immer unberechenbar. Und damit nicht nur musikalisch am Ende doch irgendwie ziemlich nah dran an Beethoven.

Beethoven/Mitterer - "Nine In One"

Haydn Orchester von Bozen und Trient
Leitung: Gustav Kuhn

Arrangements/Mix/Samples: Wolfgang Mitterer

Label: Collegno

Sendung: "Leporello" am 18. September 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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