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CD - Clara Iannotta A Failed Entertainment

2013, während ihres Gastjahres beim Berliner Künstlerprogramm des DAAD, komponierte sie das Streichquartett "A Failed Entertainment", das noch im selben Jahr von den Widmungsträgern, den aberwitzigen Könnern des Quatuor Diotima aus der Taufe gehoben wurde. Der Mitschnitt dieses aus fein nuancierten Geräuschpartikeln, Klangfäden und quasi lebendigen Energiefeldern organisierten Werkes bildet das Zentrum einer CD mit insgesamt sieben zwischen 2009 und 2014 entstandenen Stücken.

CD-Cover: Clara Iannotta - A Failed Entertainment | Bildquelle: Edition RZ

Bildquelle: Edition RZ

CD Tipp 09.02.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Porträtiert wird Clara Iannotta, eine 1983 geborene Römerin, die zur Gruppe jener künstlerisch integren jungen Komponisten gehört, welche sich nicht einlassen auf abgestandene Rezepte und das Streben nach wohlfeilem, vordergründigem Erfolg. Vieles, was hörbar wird in ihrer manchmal wie unter Strom stehenden Musik, verdankt sich einer unermüdlichen Erforschung erweiterter instrumentaler Spielweisen, der Findigkeit raffinierter Präparationen, einer am Kreatürlichen ausgerichteten Imaginationskraft. Iannotta, die zuerst Flöte studiert hat, dann Komposition bei Alessandro Solbati in Mailand und bei Frédéric Durieux in Paris, begreift Musik als existenzielle, physische, den ganzen Menschen erfassende Erfahrung. Ähnlich wie der Altmeister Helmut Lachenmann, jedoch nie im Modus des Ausklangs, sondern stets spürbar am Puls optimistischen Aufkeimens, ist diese Komponistin vom Drang nach Abenteuern beseelt.

Metaphysisch grundiertes Licht

"D’après Talea" für sieben Instrumente, gespielt vom Talea Ensemble in einem Konzert am harvard music department, wo Clara Iannotta derzeit promoviert. Es handelt sich um eines ihrer Stücke, bei dem sie in den labyrinthischen Resonanzen von Glockenklängen sondiert und – man möchte sagen: unversehens und doch zielsicher – an Räume rührt, in denen höchst fragil Erscheinendes in ein neuartiges, wie metaphysisch grundiertes Licht rückt. Ob von markanten Gesten und Farben getragen, ob subtil gezeichnet oder verwischt am Rande der Stille: Alle sieben Stücke, versammelt auf der neuen, beim Berliner Label Edition RZ veröffentlichten CD, werden von berufenen Interpreten gespielt. Wer empfänglich ist für die Realität, die in Märchen schläft und diese grenzüberschreitende Musik so ernst zu nehmen vermag, wie sie ist, kann reich beschenkt werden. Im Trio "The people here go mad. They blame the Wind" für Bassklarinette, Cello und Klavier, kommt auch eine Klangmaschine mit 12 elektronisch gesteuerten Spieluhren zum Einsatz. Messen Uhren die Zeit?

Clara Iannotta - A Failed Entertainment

"Intent on Resurrection - Spring or Some Such Thing" für 17 Musiker
"Limun" für Violine, Viola & 2 Notenwender
"D'après Talea" für 7 Musiker
"Àphones" für 17 Musiker
"A Failed Entertainment" für Streichquartett
"Al di là del bianco" für Ensemble
"The people here go mad. They blame the Wind" für Klarinette, Cello, Klavier & 12 Spieluhren

Diverse Interpreten
Label: Edition RZ

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