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CD - Birgit Nilsson – The Great Live Recordings Zwölf komplette Opern mit der großen Sopranistin

Normalerweise bezieht sich unser CD-Tipp auf eine einzige Silberscheibe, manchmal zwei oder drei. Heute gilt die Empfehlung einer 31-CD-Box. Das ist eine Verneigung vor einer Gesangslegende zu ihrem 100.Geburtstag: "Birgit Nilsson: The Great Live Recordings". In der Box enthalten: Opern von Bartók, Beethoven, Puccini, Strauss und Wagner, sowie zwei CDs mit Ausschnitten aus Wagner-Opern.

CD-Cover Birgit Nilsson: The Great Live Recordings | Bildquelle: Sony Classical / BR-KLASSIK

Bildquelle: Sony Classical / BR-KLASSIK

Der CD-Tipp zum Anhören

Zwölf komplette Opernaufführungen erwarten den Fan der Jahrhundertstimme unter den hochdramatischen Sopranen: Man erlebt sie noch einmal im Zenit ihrer Laufbahn, zwischen 1953 und 1976. In Bayreuth und München, Wien und New York, aber auch in Stockholm, Rom, Orange, Montreal und Sydney. Eine Weltkarriere spiegelt sich also in Tondokumenten aus Metropolen und Randzonen der globalen Opernszene. Die MET dominiert: mit vier Samstagsmatineen. Gleich drei Versionen von Wagners "Tristan" aus Bayreuth, Wien und Orange laden zum Interpretationsvergleich ein.

Dreimal "Tristan", zweimal "Elektra"

Bewusst ausgeklammert bleibt hier das bekannteste "Tristan"-Dokument mit der Nilsson, 1966 in Bayreuth entstanden. Dafür kann man die Entwicklung der Stimme, zumal die immer üppiger werdende Mittellage, über einen Zeitraum von 16 Jahren an ein und derselben Partie studieren. Außerdem die Unterschiede zwischen zwei verschiedenen "Tristan"-Dirigenten, Karl Böhm und Wolfgang Sawallisch, sowie die zwischen drei verschiedenen Tristan-Darstellern: Wolfgang Windgassen, Jess Thomas und Jon Vickers. Ein ähnliches Vergnügen bietet auch ein Doppelpack von Strauss' Einakter "Elektra", mit der Wiener Staatsoper und der Konkurrenz namens MET.

Brünnhilde auf Schwedisch

Eine originelle Pointe beschließt die Beigaben dieser Jubiläumsedition aus lauter Live-Mitschnitten: Die 35jährige Birgit Nilsson singt die Schlussworte der Götterdämmerungs-Brünnhilde "Starke Scheite schichtet mir dort" – aber nicht auf Deutsch, sondern auf Schwedisch. Wobei die eigentlich chronologisch nach Aufnahmedaten sortierte Sammlung damit noch einmal den Bogen zu den Anfängen zurückschlägt. Aus dem Jahr 1953 stammt nämlich auch die erste CD, die mit Bartóks "Blaubart" überrascht.

Voluminöse und durchschlagskräftige Stimme

Dieser Sopran war zu opulenter Entfaltung imstande, zu scheinbar uferloser dynamischer Entgrenzung. Die Markenzeichen der voluminösen und durchschlagskräftigen Stimme waren Klangpracht und Brillanz, Reserven und Durchstehvermögen. In ihrer kraftvollen, sieghaft auftrumpfenden Höhe gelang es Birgit Nilsson, Spitzentöne souverän auf den Metallklang des Timbres zu konzentrieren: Und dann brachen sie hervor wie ein gleißender Strahl aus einem Brennglas. Und jederzeit steht der Eindruck völliger Mühelosigkeit im Vordergrund: das Konditionswunder Nilsson eben. Wo Krankheiten ausbrachen, besiegte sie sie vor allem durch Selbstdisziplin und Humor. Ernsthaft ins Wanken geriet sie offenbar nie. So ähnlich wie Leonore in Beethovens "Fidelio", die der skandinavischen Heroine zum einzigen Mal als Maestro am Pult Leonard Bernstein bescherte – 1970 in der Ewigen Stadt.

Birgit Nilsson – The Great Live Recordings

Zwölf Mitschnitte kompletter Opernaufführungen aus den Jahren 1953-76

Béla Bartók: "Herzog Blaubarts Burg"
Ludwig van Beethoven: "Fidelio"
Giacomo Puccini: "Turandot"
Richard Strauss: "Elektra" (2 x)
Richard Strauss: "Die Frau ohne Schatten"
Richard Strauss: "Salome"
Richard Wagner: "Lohengrin"
Richard Wagner: "Tristan und Isolde" (3 x)
Richard Wagner: "Die Walküre"
"Wagner, Die Walküre & Siegfried: Excerpts"
"Wagner in Concert"

Birgit Nilsson (Sopran)
u.v.a.

Label: Sony Classical / BR-KLASSIK (31 CDs)

Sendung: "Leporello" am 24. Oktober 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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