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CD - Fromental Halévy "La Reine de Chypre"

Wenn eine Diva dem Komponisten verbietet, die Melodie ihrer großen Arie schon in der Ouvertüre vorwegzunehmen, gewissermaßen zu "verraten", dann kann die instrumentale Introduktion schon mal irritierend knapp ausfallen. So 1841 an der Pariser Opéra, als Fromental Halévy es mit Rosine Stolz zu tun bekam – und sich fügsam zeigte. Die Primadonna durfte das publikumswirksame Thema als erste präsentieren, ohne dass ihr jemand im Orchestergraben zuvor gekommen wäre.

CD-Cover Fromental Halévy: "La Reine de Chypre" | Bildquelle: Ediciones singulars

Bildquelle: Ediciones singulars

Der CD-Tipp zum Anhören

Nachdem der hochbegabte Halévy schon mit zwanzig Jahren den "Premier Grand Prix de Rome" gewonnen, das Genre der opéra-comique bedient und außerdem Ballettmusik geschrieben hatte, landete er 1835 mit seiner fünfaktigen Grand Opéra "La Juive" einen Coup. Genau daran knüpfte er sechs Jahre später triumphal mit "La Reine de Chypre" an. Die subtile innere Dynamik der Charakterzeichnung imponierte auch Größen wie Berlioz und Wagner.

Ergebnis gewissenhafter Quellenforschung

Die Dreiecksgeschichte mit zentralem Sopran-Tenor-Bariton-Gestirn nimmt uns mit auf eine Reise ins 15. Jahrhundert, von den Palästen Venedigs zu denen Zyperns. Die Konfrontation von Liebe und Staatsräson lässt an "Don Carlos" denken. Da "La Reine de Chypre" rund 140 Jahre lang nirgendwo auf der Welt erklungen ist, haben die Editoren vom Palazzetto Bru Zane wieder mal Quellenforschung betreiben müssen. In der Ersteinspielung agiert der Dirigent Hervé Niquet geschmeidig, das Orchestre de chambre de Paris elegant. Alle kämpfen erfolgreich gegen die Gefahr vorzeitigen Spannungsabfalls, unterstützt von hingebungsvollen Sängern.

Mitreißender Sog

Anfang Juni 2017, als diese konzertanten Aufführungen im Pariser Théatre des Champs-Élysées zustande kamen, gelang Véronique Gens eine scharf konturierte Verkörperung der Catarina: Nicht zum ersten Mal verlieh die Französin aus Orléans einer Aufnahme der Edition aus Venedig Weltklasse-Niveau. An ihrer Seite lieferten sich Tenor Cyrille Dubois als Gérard de Coucy und Bariton Étienne Dupuis als Jacques de Lusignan ein teils gedämpftes, teils überbordendes Muskelspiel. Der einstige, seinen Patriotismus klar artikulierende Hit "Salut à cette noble France" entfaltet einen mitreißenden Sog. Ganz und gar nach dem Geschmack von Opernfans, damals wie heute.

Fromental Halévy: "La Reine de Chypre"

Véronique Gens, Sopran - Catarina Cornaro
Cyrille Dubois, Tenor - Gérard de Coucy
Étienne Dupuis, Bariton - Jacques de Lusignan
Éric Huchet, Tenor - Mocénigo
Christophoros Stamboglis, Bass - Andrea Cornaro
Artavazd Sargsyan, Tenor - Strozzi
Tomislav Lavoie, Bass - Un Officier, Un Hérault d’armes

Flemish Radio Choir
Orchestre de chambre de Paris
Leitung: Hervé Niquet

Label: Ediciones singulars

Sendung: "Leporello" am 13. Juni 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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