Wer Frescobaldi nur wegen seiner Tastenmusik kennt, der sollte hier genau hinhören: Das Ensemble Le Banquet céleste bringt Arien des italienischen Meisters zu Gehör
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Der CD-Tipp zum Nachhören
Nach zwei CDs, die dem Werk von Johann Sebastian Bach gewidmet waren, wendet sich das Ensemble Le Banquet céleste nun einem italienischen Komponisten des 17. Jahrhunderts zu: Girolamo Frescobaldi. Der ist vielen Barockmusik-Fans vermutlich in erster Linie wegen seiner Tastenmusik ein Begriff. Das Ensemble um Counter-Tenor Damien Guillon präsentiert auf dem Album Affetti amorosi eine unbekanntere Seite des 1583 geborenen Komponisten: Es sind Arien für ein bis drei Stimmen mit Basso continuo. Sie stammen aus hauptsächlich zwei Publikationen, die 1630 in Florenz erschienen waren. Bemerkenswert ist das breite, emotionale und musikalische Spektrum, das Frescobaldi dabei abdeckt: Vom zarten Arioso bis zum opernhaft-dramatischen Lamento, von der volksliedhaften Villanella bis zum introvertierten geistlichen Sonetto ist alles vertreten. Über die dafür erforderliche Flexibilität verfügt das Ensemble allemal. Mit viel Spielfreude und Einfühlungsvermögen stürzen sich die Musiker in die Interpretation der einzelnen Stücke. So etwa in Ti lascio anima mia, in dem das lyrische Ich sterbend von seiner Geliebten Abschied nimmt. Den intimen Charakter dieses Moments bringt Damien Guillon mit unverstellter Klarheit präzise und schnörkellos zum Vorschein.
Der Booklettext von Pierre Elie Mamou gerät zu einem kleinen musikphilosophischen Essay, der die großen Linien zieht, vom manieristischen Stil der mittelalterlichen Ars subtilior zu den durrezze, also den harmonischen Härten, die Komponisten wie Claudio Monteverdi oder eben Girolamo Frescobaldi salonfähig machten. Die Abweichung von der wohlgestalteten Norm, auf nichts anderes zielt das portugiesische Wort barroco schließlich ab. Wie der Leser im Booklettext erfährt, hat sich Frescobaldi auch theoretisch zur Interpretation seiner Werke geäußert:
Diese Art des Spiels ist keinem Takt unterworfen. Die Musik kann sich einmal langsam und dann wieder schnell fortbewegen, ja sich sogar in Luft auflösen.
Diese Ermunterung des Komponisten hat das Ensemble bei seiner luftig-leichten Interpretation ganz offensichtlich befolgt!
Girolamo Frescobaldi
Le Banquet céleste, Damien Guillon
Label: Glossa
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 25. Februar 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK