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CD - Pelle Gudmundsen-Holmgreen "Green Ground"

Zu den vielen Komponisten, die in den vergangenen Jahrzehnten Werke für das Kronos-Quartett schrieben, gehört Pelle Gudmundsen-Holmgreen aus Dänemark. Diese Kompositionen erscheinen nun zum ersten Mal überhaupt auf CD. Die Titel der Stücke sind etwas zungenbrecherisch angeordnet und inhaltlich miteinander verlinkt: "No Ground", "Green", "No Ground Green", "New Ground" und "New Ground Green".

CD-Cover Pelle Gudmundsen-Holmgreen: "Green Ground" | Bildquelle: Dacapo

Bildquelle: Dacapo

CD-Tipp 07.12.2016

Der CD-Tipp zum Anhören!

Es gibt Formulierungen, die musste sich Gudmundsen-Holmgreen oft anhören, wenn es um seine Musik ging - zum Beispiel: "Das klingt irgendwie merkwürdig." Seine Standard-Antwort: "Ja und, klingt die Natur denn nicht auch merkwürdig?" Die Natur. In ihrer wunderbaren Wundersamkeit. Sie findet sich in fast allen Werken des in diesem Jahr verstorbenen Dänen. Als Impulsgeber. Als Inspirationsquelle. Waldboden, Wattmeer, Vogelnester. Stimmen, die von Vogelgezwitscher inspiriert sind. Bögen, die auf Saiten kratzen wie die Krallen eines Tieres auf pelzigem Fell…

Rock im Barock

Wie die Natur zeigt sich auch die Musik auf der CD "Green Ground" manchmal von einer rauen Seite. Passt gut zu Gudmundsen-Holmgreens Satz "Musik ist ein Monster”. Kantig, spröde, roh. Aber das Aufblühen von Schönheit ist immer nur ein paar Takte entfernt. Genau dieser Kontrast macht die neue CD des Kronos-Quartetts zusammen mit dem Vokalensemble Theatre of Voices unter Paul Hillier so spannend: das Hin- und Herkippen vom Dumpfen ins Schimmernde und wieder zurück. Und dann gibt es da noch ohrenöffnende alte Bekannte: Nicht nur Pachelbel, auch Bach begegnet einem in dieser Live-Aufnahme. Gudmundsen-Holmgreen war ein Fan des "Rock im Barock", wie er sagte. Seine Stärke lag darin, Dinge zusammen zu bringen, die auf den ersten Blick gar nicht zusammen passen. Die Autohupe und das Cello, um ein plakatives Beispiel zu nennen. Dabei geht es nicht um einen Gag. Es geht darum, dass sich verschiedene Welten begegnen und daraus Neues entsteht.

Raum zum wilden Wuchern

Das Grammy-gekrönte Kronos Quartet lässt Gudmundsen-Holmgreens Musik den nötigen Raum, um wild zu wuchern. Gott sei Dank wird hier nichts begradigt oder zurecht gestutzt. Durchhörbar ist die CD dennoch völlig. Und alle Stücke funktionieren auch für sich allein. Zumal die Besetzung jedes Mal eine andere ist: Streichquartett oder vier Solostimmen oder eine Kombination aus beidem. Und dann kommen noch Percussion-Instrumente dazu, aus – na klar, die Natur! – Holz.

Üppige grüne Musik

Abwechslungsreich und trotzdem wie aus einem Guss - eine Reise durch die Musik von Pelle Gudmundsen-Holmgreen, die sich lohnt und die dem schrägen Humor gerecht wird, für den der Komponist bekannt war. Klangspielerisch und musikalisch durch und durch exzellent dargeboten. Üppige grüne Musik - was will man mehr?

Pelle Gudmundsen-Holmgreen: "Green Ground"

"No Ground" (Streichquartett Nr. 11)
"Green" für vier Solostimmen
"No Ground Green" für vier Solostimmen und Streichquartett
"New Ground" (Streichquartett Nr. 10)
"New Ground Green" für vier Solostimmen und Streichquartett

Kronos Quartet
Theatre of Voices, Leitung: Paul Hillier

Label: Dacapo

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