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CD - Iveta Apkalna an der Orgel in der Elbphilharmonie "Light & Dark"

Seit im Januar 2017 die Hamburger Elbphilharmonie eröffnet hat, besitzt die Stadt zweifellos ein neues kulturelles Wahrzeichen. Aber nicht nur die Architektur der "Elphi" ist sehenswert; auch die mit dem Neubau konzipierte große Orgel der Bonner Firma Klais ist ein Schmuckstück. Mit ihren 4.765 Pfeifen erstreckt sie sich über fünf Publikumsränge und fügt sich in die Gesamtarchitektur des Konzertsaales. Wie sie klingt, das kann man jetzt auf der ersten CD-Einspielung hören – interpretiert von der aus Lettland stammenden Iveta Apkalna, die als Titularorganistin ihr "Hausinstrument" vorstellt.

Der CD-Tipp zum Anhören:

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Selbstverständlich muss eine Orgel laut sein, sausen und brausen. So zu hören in Sofia Gubaidulinas titelgebendem Stück "Hell und Dunkel". Aber dieses Instrument der Superlative kann natürlich viel mehr: kammermusikalische Intimität ebenso wie ein gepflegtes Tutti, bei dem einem buchstäblich die Klanggewalten in die Glieder fahren.

Musikalische Visitenkarte

Iveta Apkalna hat für ihre Visitenkarte ganz bewusst ein Programm zusammengestellt, das sich auffällig unterscheidet von jeglicher Art Orgel-Stereotyp. Schostakowitsch, Gubaidulina, Janacek, Ligeti, Kalejs und Garuta lauten die Komponistennamen. Und lediglich der Franzose Thierry Escaich grüßt hier mit seinen drei "Evocations" als ein vertrauter Name der Orgelszene.

Eruptive Klangkaskaden

In der zweiten von Escaichs drei Orgel-Beschwörungen werden die Urgewalten der Orgel-Maschine entfesselt – in eruptiven Klangkaskaden, die zwar durchaus kirchlich-sacralen Inhalt haben, aber eben auch auf ein weltliches Konzertsaal-Publikum ganz unmittelbar wirken. Dieser Aspekt scheint der Interpretin wichtig zu sein: ihr Instrument zu präsentieren außerhalb seines angestammten kirchlichen Refugiums. Davon zeugt bereits das Eingangstück: Schostakowitschs "Passacaglia" op. 29 aus seiner Oper "Lady Macbeth". Sie ist zweifellos der tiefschwarze Pol dieser "Hell-Dunkel"-Odysse. Verarbeitet der Komponist doch in seiner Zwischenaktmusik den Mord der Hauptfigur an deren despotischem Schwiegervater.

Immaterielle Schwerelosigkeit

Kontrastiert wird solche Finsternis von zwei Werken aus Iveta Apkalnas lettischer Heimat. Beispielsweise der "Meditation" von Lūcija Garūta, die als eine Art Nationalheilige der lettischen Musik gilt. Mit György Ligetis zwei Orgel-Etüden schließlich demonstriert Iveta Apkalna eine weitere Facette des 25 Tonnen schweren Orgel-Monstrums – nämlich eine fast immaterielle Schwerelosigkeit, mit der sich die flirrenden Tonskalen im Raum der Elbphilharmonie verflüchtigen. Bedauerlich an dieser bemerkenswerten CD-Ersteinspielung ist einzig, dass sie nicht auch in hochauflösendem Surround als SACD veröffentlicht wurde. Denn das würde das Raum-Klang-Erlebnis vermutlich noch eindrucksvoller machen.

Iveta Apkalna - "Light & Dark"

Dmitrij Schostakowitsch: Passacaglia aus "Lady Macbeth von Mtsensk"
Aivars Kalejs: "Gebet" ("Prayer")
Thierry Escaich: "Evocations I-III"
Sofia Gubaidulina: "Hell und Dunkel" ("Light and Dark")
Leoš Janácek: Postludium aus der "Glagolitischen Messe"
György Ligeti: Etüden für Orgel Nr. 1 "Harmonies" & Nr. 2 "Coulee"
Lūcija Garūta: "Meditation"

Iveta Apkalna (Klais-Orgel in der Hamburger Elbphilharmonie)

Label: Berlin Classics

Sendung: "Leporello" am 17. September 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK