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CD - Robert Schumann Gesamtwerk für Klavier und Orchester

Schon als Teenager wurde Jan Lisiecki, der junge, gerade 20 Jahre alte kanadische Pianist mit polnischen Wurzeln, für sein poetisch ausgereiftes und technisch makelloses Klavierspiel hoch gerühmt und ausgezeichnet. Heute ist er erfolgreich in der internationalen Konzertszene unterwegs und brachte nach zwei vielbeachteten Alben nun seine dritte CD heraus, und zwar mit Robert Schumanns Gesamtwerk für Klavier und Orchester.

CD-Cover: Jan Lisiecki spielt Schumann | Bildquelle: Deutsche Grammophon

Bildquelle: Deutsche Grammophon

CD Tipp 19.02.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Robert Schumanns lyrisch-expressives Klavierkonzert in a-Moll, das 1845 mit Clara Schumann als Solistin uraufgeführt wurde,  gilt als Inbegriff des romantischen Klavierkonzerts und gehört mit seinen mal liedhaft-zarten mal virtuos-figurativen Passagen zum pianistischen Kernrepertoire. Das aus einer einsätzigen Fantasie entwickelte und motivisch über alle Sätze verwobene Konzert stellt Klavier und Orchester in einen engen Dialog. Jan Lisiecki und das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Antonio Pappano verschmelzen in ihrer Schumann-Interpretation zu einem wunderbaren Klang-Organismus – gerade so, als hätten sie nie etwas anderes getan, als miteinander zu musizieren. Darüber hinaus besticht Lisieckis Klavierspiel durch einen natürlich perlenden Anschlag und eine reife Musikalität in der  Ausgestaltung auch großer Spannungsbögen.

Anklänge an Bach

Vier Jahre nach dem Klavierkonzert, nämlich in seinem sehr produktiven Schaffensjahr 1849 komponierte Schumann das Konzertstück für Klavier und Orchester op. 92 in G-Dur - ein Werk, das nur selten im Konzert erklingt. Es erinnert in seinem formalen Aufbau, der im Untertitel mit "Introduktion und Allegro appassionato" benannt wird, an die Kombination "Präludium und Fuge" bei Johann Sebastian Bach.  Auch wenn Schumann die Blasinstrumente in der Einleitung streckenweise solistisch einsetzt, bleibt das Klavier als Soloinstrument mit prägnant dazu gesetzten Akkordfigurationen ständig  präsent.

Widmung an Brahms

Noch seltener zur Aufführung als das Konzertstück in G-Dur gelangt Schumanns vier Jahre später, nämlich 1853 komponiertes Konzert-Allegro in d-Moll. Es war zunächst als Geschenk für Clara vorgesehen, wurde dann aber dem jungen Johannes Brahms gewidmet. Auch wenn das solistische Klavier in diesem Werk wieder deutlich dominiert und vom Orchester abgesetzt ist, verliert es sich nicht in vordergründiger Virtuosität. Das Konzert-Allegro hat einen zerrissenen, deutlich tragischeren Charakter als das vorherige Konzertstück und entstand in einer Zeit, als Schumanns Leben zunehmend aus den Fugen geriet. Jan Lisiecki setzt seine brillante Technik in diesem so sehnsuchtsvollen wie leidenschaftlichen Werk nie auftrumpfend ein sondern als genau reflektiertes Mittel zur Erzeugung plastisch-sprechender Klangwirkungen.

Feine Nuancen

Das Schumann-Spiel des jungen kanadischen Pianisten fasziniert durch eine besondere Mischung aus jugendlich-frischer Klarheit und poetischer Tiefe. In kammermusikalisch inniger Verbindung entfalten Jan Lisiecki und das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Antonio Pappano einen intimen Schumann-Dialog. Diese musikalische Innenschau des populären Klavierkonzerts wie der beiden weniger bekannten Konzertstücke für Klavier und Orchester ist mit ihren feinen Nuancen absolut hörenswert.

Robert Schumann: Sämtliche Werke für Klavier und Orchester

Klavierkonzert a-Moll, op. 54
Introduktion und Allegro appassionato op. 92
Introduktion und Allegro op. 134
"Träumerei" op. 15,7
Jan Lisiecki (Klavier)
Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia
Leitung: Antonio Pappano
Label: Deutsche Grammophon

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