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CD - Johann Franz Xaver Sterkel Sonaten für Klavier und Violine

Gar nicht betont damenhaft spielen Els Biesemans und Mereth Lüthi diese Sonaten für Klavier und Violine von Franz Xaver Sterkel. Beethoven wäre mit diesem Interpretationsansatz wohl sehr einverstanden gewesen.

CD-Cover: Johann Franz Xaver Sterkel - Sonaten für Klavier und Violine | Bildquelle: © Ramee (Note 1 Music GmbH)

Bildquelle: © Ramee (Note 1 Music GmbH)

Der CD-Tipp zum Nachhören

Damals, noch in Bonn, spielte Beethoven wohl recht rau und kantig. Dann traf er 1791 den Pianisten und Komponisten Johann Franz Xaver Sterkel in Aschaffenburg. Sterkels Anschlag muss ungemein leicht, elegant und flüssig gewesen sein, manchem galt sein Stil gar als damenhaft und allzu gefällig. Als sich Beethoven dann selber ans Klavier setzte, konnte er diese Spielweise jedoch sofort perfekt imitieren. Allein, gerade Beethoven wäre mit dem Interpretationsansatz von Els Biesemans, Klavier, und der Geigerin Meret Lüthi wohl sehr einverstanden gewesen. Denn tatsächlich arbeiten sie konturenstark die vielfältigen Temperamente von Sterkels Musik heraus. Mal trotzig, dann wieder verspielt, mal lieblich und lyrisch, um gleich darauf dramatisch aufzubrausen.

Ebenbürtiges Zusammenspiel

Wie damals üblich handelt es sich um Klaviersonaten mit obligater Begleitung einer Violine. Dieser Part ist aber stark ausgearbeitet, de facto kann man von einer Ebenbürtigkeit sprechen. Und eben das Zusammenspiel und die Artikulationsschärfe der beiden Musikerinnen ist beachtlich. Jedes Detail wird ausformuliert, aufs Wärmste nachempfunden und damit wird verständlich, wieso der heute mehr oder weniger unbekannte Sterkel seinerzeit so hoch angesehen war - Ende der 1770er Jahre war er der meistgespielte Komponist in Paris.

Auch die Kontrolle über Klang und Ton der Instrumente ist eine Klasse für sich, gerade bei der Barockvioline keine Selbstverständlichkeit. Allerdings scheint die Wahl des Hammerflügels eher unglücklich. Obwohl das Instrument geradezu vorbildlich mit ganz unterschiedlichen Klangfarben subtil auf die Anschlagsdynamik reagiert und genauso vorbildlich und souverän von Els Biesemans gehandhabt wird, scheinen doch die weichen und gedämpften Farben oft bedeckt und nicht wirklich frei. Das Forte dagegen klingt sehr nonlegato, die Töne verschmelzen kaum miteinander. Das passt einerseits gut zu diesem Interpretationsansatz, ist aber von Sterkels eigenem Stil, so wie er beschrieben wird, ein gutes Stück entfernt. Wüsste man dies nicht, würde es allerdings überhaupt nicht stören, im Gegenteil. Die vielschichte und gleichzeitig zupackende Herangehensweise von Els Biesemans und Meret Lüthi tut den hier zum ersten Mal eingespielten Werken sehr gut - und damit dem späten Nachruhm von Franz Xaver Sterkel.

Johann Franz Xaver Sterkel - Sonaten für Klavier und Violine

Els Biesemans, Klavier, und der Geigerin Meret Lüthi
Label: Le Palais des Dégustateurs

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 15. April 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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