Vor allem durch Raritäten macht der britische Pianist Jonathan Plowright immer wieder auf sich aufmerksam. Besonders setzt er sich für weniger bekannte Klavierwerke osteuropäischer Komponisten ein. So widmet er dem Klavierwerk von Josef Suk seine neue CD.
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Der tschechische Komponist Josef Suk steht auch heute noch etwas im Schatten berühmterer Kollegen wie Antonin Dvorak oder Leos Janacek. Abgesehen von der Streicherserenade, die von Brahms sehr geschätzt wurde und von der voluminösen Asrael-Sinfonie wartet das Werk dieses tschechischen Spätromantikers noch auf seine Wiederentdeckung. Josef Suk, der komponierende Schwiegersohn von Dvorak war nicht nur Berufsgeiger sondern auch ein gewandter Pianist, der eine Reihe hochkarätiger Klavierstücke schuf. Meist Charakterstücke mit malerischen Titeln in der Tradition Robert Schumanns. Nun hat der besonders als Wiederentdecker hochgelobte englische Pianist Jonathan Plowright eine Auswahl von Suks Klavierstücken beim Label Hyperion auf CD vorgelegt.
Mit Charme, Wärme und viel Poesie lässt Jonathan Plowright die musikantische Freude und Leichtigkeit in Josef Suks Klavierstück "Frühling" aus dem gleichnamigen Zyklus aufblühen. Suks Klavierwerke zeichnen sich durch eine reizvolle Mischung aus, die Stilelemente Beethovens und Dvoraks mit einer weichen, romantischen Verträumtheit verbinden. Manchmal gibt es in diesen auch harmonisch raffinierten Klavierminiaturen herbe Schnitte, wie man sie häufiger in der tschechischen Musiksprache, besonders bei Leoš Janáček findet. Etwa ein Jahrzehnt vor dem "Frühling"-Zyklus, also um das Jahr 1892 komponierte Suk das Klavierstück "Dumka", das hörbar von seinem Schwiegervater Antonín Dvořák inspiriert ist. Außerdem fasziniert es durch ein schillerndes Wechselspiel aus melancholisch-grüblerischen und beschwingten Stimmungen.
Jonathan Plowright interpretiert die Klavierkleinodien Josef Suks mit einfühlsamer Noblesse, einer fein abgestimmten Palette an Klangfarben und souveräner Virtuosität. Der Brite gehört in Deutschland noch zu den Insider-Tipps. Dabei gilt er in seinem Heimatland schon lange als Spitzenpianist und wurde vom Musikmagazin Gramophone gar als einer der besten lebenden Tastenkünstler bezeichnet. Vor allem durch das Aufspüren und Interpretieren von Raritäten macht er immer wieder auf sich aufmerksam. Besonders setzt er sich für weniger bekannte oder in Vergessenheit geratene Klavierwerke osteuropäischer Komponisten ein, zu denen auch Josef Suk gehört. Geradezu hinreißend schwungvoll und zugleich glasklar intoniert Plowright den funkensprühenden Jubel in Suks "Fühlingsidylle", Finalstück des Zyklus "Stimmungen". Fazit: Jonathan Plowrights aktuelle, dem Oeuvre für Soloklavier des tschechischen Komponisten gewidmete CD ist rundum empfehlenswert.
Josef Suk:
Frühling op. 22a
Sommer-Impressionen op. 22b
Klavierstücke op. 7
Stimmungen op. 10
Jonathan Plowright (Klavier)
Label: Hyperion
Sendung: "Leporello" am 04. Oktober 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK