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CD - Kenny Barron Quintet "Concentric Circles"

Diese Musik klingt satt. Bluesig. Und unglaublich lässig dazu. Zum Hineinfallen-Lassen und Genießen. Und gleichzeitig ist ganz viel untergründige Kraft zu spüren. Musik, die nicht dekorativ sein will. Sondern, die selbstbewusst das Wort ergreift. Ganz aktuelle afro-amerikanische Musik – die dabei stark in der Tradition wurzelt. Klänge voller Überraschungen und mit Kanten.

CD-Cover Kenny Barron Quintet: "Concentric Circles" | Bildquelle: Blue Note

Bildquelle: Blue Note

Der CD-Tipp zum Anhören

Kenny Barron, soeben 75 Jahre alt geworden, spielt auf dieser aktuellen CD mit Musikern, von denen drei ungefähr halb so alt sind wie er. Saxophonist Dayna Stephens, Trompeter Mike Rodriguez, Schlagzeuger Jonathan Blake. Lauter Spitzenkräfte der aktuellen amerikanischen Szene. Mit ihnen und dem 1958 geborenen, ebenfalls stark profilierten Bassisten Kiyoshi Kitagawa verblüfft Kenny Barron hier nach vielen Jahren intimer Duo- und Trio-Produktionen als Chef eines Quintetts. Dabei greift er auf eine Instrumenten-Besetzung zurück wie etwa auf dem glänzenden Album "What if?" von 1986. Doch nicht etwa nostalgisch, sondern einfach nur kraftvoll, kompakt und frisch klingen die Stücke der neuen CD. Und zwischendurch auch richtig cool.

Ironische Schlenker

Groove und Klangwitz haben die Stücke. Man hört sie und kann nur staunen. Über Bläser-Kürzel mit ironischen Schlenkern am Ende. Über kleine, lakonische Klavier-Einwürfe. Er habe einfach mehr komponieren wollen als in den letzten Jahren, sagt Kenny Barron über diese neuen Quintett-Aufnahmen. Man ahnt schnell, wie viel Vergnügen er dabei gehabt haben muss.

Unangestrengte Ausdruckskraft

Es ist der Sound von einem, der enorm jung geblieben ist. Der neugierig ist und Dinge ausprobiert. Und der hier zugleich eine so unangestrengte Ausdruckskraft hat, dass man Lebensweisheit zu spüren glaubt – nicht zuletzt in langsamen Stücken, wie "A Short Journey". Einem Stück, in dem sich der Sound wie mit einer ganz getragenen Geste immer mehr öffnet. Musik mit einer enormen, ruhigen Kraft. Sie ist wunderschön. Und packend. Der Titel "A Short Journey" ist im Zusammenhang mit den elegischen Klängen des Stücks eine faszinierende Metapher fürs Leben. Auch für ein schon ziemlich langes – wie das von Pianist Kenny Barron. Er ist ein Musiker, der viel zu sagen hat – und das stets mit schier beiläufiger Selbstverständlichkeit tut. "Concentric Circles": Eine schöne Gelegenheit, diesen großen Musiker überhaupt oder – wenn man ihn längst kennt – hier neu zu entdecken.

Kenny Barron Quintet: "Concentric Circles"

Kenny Barron (Klavier)
Dayna Stephens (Saxophon)
Mike Rodriguez (Trompete)
Kiyoshi Kitagawa (Bass)
Jonathan Blake (Schlagzeug)

Label: Blue Note

Sendung: "Leporello" am 12. Juni 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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