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CD – Anja Lechner & Pablo Márquez "Die Nacht"

Seit fünfzehn Jahren musizieren Anja Lechner und Pablo Márquez zusammen. Kennengelernt haben sie sich über den gemeinsamen Freund und Bandoneonspieler Dino Saluzzi. Seitdem spielen die deutsche Cellistin und der argentinische Gitarrist unterschiedlichstes Duo-Repertoire. Jetzt haben Anja Lechner und Pablo Márquez ihr erstes gemeinsames Album mit klassischem Repertoire veröffentlicht.

CD-Cover: Anja Lechner & Pablo Márquez - "Die Nacht" | Bildquelle: © ECM

Bildquelle: © ECM

CD-Tipp 28.11.2018

Anja Lechner & Pablo Márquez - "Die Nacht"

Passend der Albumtitel: "Die Nacht". Denn es sind intime Töne, mit denen Anja Lechner und Pablo Márquez die Musik von Franz Schubert ergründen. Sie lauschen ihr eindrücklich nach, spielen eine Romanze und ausgewählte Lieder, die original für Klavier und Stimme gesetzt sind und ergänzen diese Lieder mit drei für Cello und Gitarre komponierten Nocturnes des Schubert-Zeitgenossen Friedrich Burgmüller. Herzstück des Albums ist eine Bearbeitung von Schuberts berühmter "Arpeggione-Sonate".

Volksmusikalische Assoziationen

Die Arpeggione war zu Schuberts Zeit ein ganz neues Instrument mit sechs Saiten und Bünden, ein Zwitter aus Cello und Gitarre, und wurde seinerzeit auch "Bogen-Gitarre" oder "Guitarre d'amour" genannt. Durchgesetzt hat sie sich nicht. Wahrscheinlich wäre das Instrument inzwischen längst vergessen, hätte Schubert nicht diese eine Sonate für die Arpeggione komponiert. Heute übernimmt den Arpeggione-Part meist ein Cello oder eine Bratsche. Jeder Cellist merkt aber schnell, dass dieses Stück nicht für sein Instrument geschrieben ist. Vieles liegt unangenehm, spielt sich in der hohen Lage ab. Der originale Klavierpart ist durchlässig und eignet sich daher besonders gut für die Gitarre. Die Bearbeitung für Cello und Gitarre, die Anja Lechner und Pablo Márquez auf ihrer neuen CD spielen, ist sehr gekonnt und sensibel eingerichtet. In den aufbegehrenden Stellen dieses Stückes spielt das Duo energiegeladen, aber immer feinsinnig. Und dann bringt diese Version auch volksmusikalische Assoziationen mit sich, etwa wenn die Gitarre eine Akkordbegleitung zur Cello-Melodie anstimmt.

Facettenreich und lebendig

Mit dieser Arpeggione-Version und den Liedbearbeitungen folgen Anja Lechner und Pablo Márquez einer alten Tradition, die zu Schuberts Lebzeiten noch gerne praktiziert wurde. Lieder wie auch Sonaten wurden häufig mit Gitarre oder anderen Instrumenten begleitet. Die original besetzten Burgmüller-Stücke auf dieser CD spiegeln die Schubert-Klänge und erinnern an diese neu belebte Bearbeitungspraxis. So zeigt dieses Album nicht nur, wie subtil und zugleich zeitgemäß Schuberts Kammermusik interpretiert werden kann, sondern auch wie facettenreich, lebendig und zeitlos faszinierend diese Musik ist.

"Die Nacht"

Franz Schubert:
Sonate a-Moll - "Arpeggione", D 821
"Nacht und Träume", D 827
"Die Nacht", D 983c
"Der Leiermann", D 911
"Fischerweise", D 881
"Meeres Stille", D 216
Romanze der Axa aus "Rosamunde", D 797
Friedrich Burgmüller:
Drei Nocturnes

Anja Lechner (Violoncello)
Pablo Márquez (Gitarre)

Label: ECM

Sendung: "Leporello" am 28. November 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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