BR-KLASSIK

Inhalt

CD - "The Mystery of Christmas" Weihnachtsmotetten mit den Ora Singers

Seit Jahrhunderten und bis auf den heutigen Tag inspiriert das Weihnachtsfest, die geheimnisvolle Menschwerdung des Gottessohns, Komponisten aller christlichen Länder zu Werken, die sicher zum Schönsten gehören, was wir an abendländischer Musik besitzen. Auch die 19 Kompositionen, die die Ora Singers und ihre Leiterin Suzi Digby auf ihrem jüngsten Album mit dem Titel "The Mystery of Christmas" versammelt haben, belegen das eindrucksvoll.

CD-Cover: Ora Singers - "The Mystery of Christmas" | Bildquelle: Harmonia Mundi

Bildquelle: Harmonia Mundi

Der CD-Tipp zum Anhören

Suzi Digby hat Recht, wenn sie die Motette "Videte miraculum" von Thomas Tallis einen Leuchtturm der Renaissancemusik nennt. Schönere Weihnachtsmusik wurde vielleicht nie komponiert. Aber getreu ihrer Überzeugung, dass wir gegenwärtig ein zweites goldenes Zeitalter der Chormusik erleben, dem der Renaissance ebenbürtig, öffnen die Ora Singers eine musikalische Schatztruhe mit Musik verschiedenster Jahrhunderte. Vier mittelalterliche Carols, zwei großartige Renaissancemotetten und 13 zeitgenössische Werke verschmelzen zu einem 77-minütigen Weihnachtsprogramm. Mit wunderbaren Klängen erinnert es daran, dass Weihnachtsmusik eben doch mehr ist als "Jingle bells" und "O Tannenbaum".

Hundert Sekunden Schlichtheit und Innerlichkeit

Der Schotte James MacMillan komponiert das mittelalterliche Carol "Nova, nova" weiter, Richard Allain macht aus dem ebenfalls mittelalterlichen "Coventry Carol" eine bewegende Reflexion auf den Kindermord zu Betlehem, Judith Weir schreibt mit "Drop down, ye heaven" gerade hundert Sekunden Musik, doch die von bezwingender Schlichtheit und Innerlichkeit.

Schön, eindringlich, perfekt

Das Allerwenigste wäre verzichtbar, vielleicht John Rutters leicht süßliches "Suzi's Carol", vielleicht Frederik Sixtens ein wenig am Kitsch entlangschlitternde Version von "Stille Nacht". Alles andere bis hin zum abschließenden, atemberaubend schönen "O Magnum mysterium" von Morten Lauridsen möchte man nicht missen, auch nach dem fünften Hören nicht. All diese Werke belegen, wie reich die Chormusik der Gegenwart tatsächlich ist, wie nachvollziehbar der Wunsch der Ora Singers und Suzi Digbys, diese Gegenwart zum Klingen zu bringen. Sie tun das vollendet: Perfekter, aber auch schöner und eindringlicher lässt sich das alles nicht singen. Und auch wenn man unterm Weihnachtsbaum eigentlich selber singen sollte, das Anhören von Weihnachtsmusik kann genauso schön sein – nachdem die Weihnachtslieder gesungen sind.

Ora Singers – "The Mystery of Christmas"

"O magnum Mysterium"
Weihnachtsmotetten vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Ora Singers
Leitung: Suzi Digby

Label: Harmonia Mundi

Sendung: "Leporello" am 26. November 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

BR-KLASSIK empfiehlt

    AV-Player