BR-KLASSIK

Inhalt

CD - Pablo Heras-Casado dirigiert Béla Bartók - Orchesterwerke

De spanische Pultstar Heras-Casado gastiert regelmäßig bei den Münchner Philharmonikern. Im Herbst 2016 dirigierte er ein ungarisches Programm: Hauptwerk war Béla Bartóks Konzert für Orchester, davor spielte der Pianist Javier Perianes das Dritte Klavierkonzert des Komponisten. Heras-Casado und Perianes sind beide um die Vierzig, stammen aus Andalusien und nehmen seit Jahren für dasselbe Label auf: Harmonia Mundi. Dort ist jetzt auch der Mitschnitt ihres Münchner Bartók-Abends erschienen.

CD-Cover: Pablo Heras-Casado dirigiert Bartók | Bildquelle: Harmonia Mundi

Bildquelle: Harmonia Mundi

Der CD-Tipp zum Anhören

Fast wie Rachmaninow, so melodiös und elegant klingt Béla Bartóks Drittes Klavierkonzert, das der schwerkranke, mittel- und erfolglose Komponist kurz vor seinem Tod 1945 im amerikanischen Exil schrieb. Wunderbar geschmeidig, mit glasklar perlendem Anschlag lässt Javier Perianes Bartóks Rhythmen pulsieren. Und gibt der Natur im zentralen "Adagio religioso" eine beseelte Stimme – wie ein Vorgriff auf Messiaen wirken die vom Klavier imitierten Vogelstimmen, die Perianes so markant wie pointiert in die Tastatur meißelt. Auf dieses geheimnisvolle Nachtstück folgt ein vitaler Kehraus, dem Perianes im Verein mit Pablo Heras-Casado einen schönen Swing entlockt – als sei’s Klaviermusik von Mozart: schwerelos, graziös, charmant.

Virtuoses Paradestück

Der lyrisch-abgeklärte Grundton des Dritten Klavierkonzerts mag darauf hindeuten, dass Bartók in seine letzten Lebenstagen zu innerer Ruhe fand. Zuvor schon hatte er seiner Depression in einem plötzlichen Schaffensrausch sein Konzert für Orchester abgerungen, das zum Welterfolg wurde. Mit strahlendem Bläserglanz und innigem Streicherschmelz spielen die Münchner Philharmoniker ihre Qualitäten in diesem Paradestück aus, das die einzelnen Orchestergruppen virtuos fordert.

Dunkler, sonorer Klang

Intensive Klagegesänge kontrastiert Bartók in seinem Orchesterkonzert mit Scherzo-haften Tanzepisoden. Im "Intermezzo interrotto", einem "unterbrochenen Zwischenspiel", lässt er die folkloristische Melodik gewitzt in schrilles Hohngelächter abstürzen. In diesem brillanten Showpiece können die Münchner Philharmoniker ihren gerühmten dunklen Klang sonor einbringen. Und Heras-Casado, mehr Tänzer am Pult als kühler Stratege, schöpft den Reichtum der Partitur farbig aus und animiert die Philharmoniker zu einem musikantischen Drive, der den spielerischen Charakter des Stücks lustvoll herauskehrt.

Pablo Heras-Casado dirigiert Bartók

Béla Bartók:
Klavierkonzert Nr. 3
Konzert für Orchester

Javier Perianes (Klavier)
Münchner Philharmoniker
Leitung: Pablo Heras-Casado

Label: Harmonia Mundi

Sendung: "Leporello" am 6. März 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

BR-KLASSIK empfiehlt

    AV-Player