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CD - Pflanzplätz "Wildwuchs"

Ungewöhnlich ist schon die Zeichnung auf dem Cover: Zwei dicke Rüben bohren sich einem Mann in die Ohren, das Gesicht schmerzverzerrt. Will er sich vor Lärm schützen? Vor akustischer Umweltverschmutzung jeder Art? Oder ist es umgekehrt ein Angriff der Natur auf das gewohnte domestizierte Klangerleben? "Wildwuchs" eben, so, wie die neue CD heißt? Etwa in Gestalt uriger Örgelis, vom Stöpselbassörgeli bis zum Örgeli aus dem Kanton Schwyz, das mit Cha Cha Cha schon mal aus der Reihe tanzt?

CD-Cover Pflanzplätz: "Wildwuchs" | Bildquelle: Narrenschiff

Bildquelle: Narrenschiff

Der CD-Tipp zum Anhören

Pflanzplätz, die Kultband aus der Schweiz. Eine Volksmusik mit Augenzwinkern und unverwechselbarem Klang. Schlichte Melodien, die in feinen Arrangements atmen dürfen, und denen Dani Häusler an der Baßklarinette gemeinsam mit den Örgelern Thomas Aeschbacher und Simon Dettwiler eine besondere Note gibt. Und dann ist da noch die Grundierung durch den fulminanten, ebenso luftigen wie fetzigen Bass von Jürg Nietlispach.

Schwyzerörgeli und Langnauerli

Bei Pflanzplätz haben sich ein Emmentaler, ein Innerschweizer und ein Basel-Land-Bewohner zusammengetan und man spürt mit jedem Ton, dass ihr Herz für die Melodien und Instrumente ihrer Heimat schlägt. Für das Schwyzerörgeli, das ist ein diatonisches Knopfakkordeon,  und für das etwas schnaufende Langnauerli, eine einfache einreihige Handorgel aus Langnau im Emmental. Garniert wird das Ganze phantasievoll und witzig mit diversen Perkussionsinstrumenten oder Maultrommel.

Schwindelerregend breites Repertoire

Das Repertoire des Trios samt seiner Gäste Andreas Gabriel, Geige, Dani Häusler, Bassklarinette und David Märki, Hackbrett ist schwindelerregend breit: es reicht von Eigenkompositionen über Balkan-Weisen, rätoromanische Schimpfwörter, eine Hommage an Jimi Hendrix’ legendären Hit "Hey Joe” bis zu alten Appenzeller Tänzen.

Neue Pflänzchen im Beet der Volksmusik

Ein Album also der Vielfalt und Gegensätze: Traditionell und fremd, kantig und sanft, liebevoll heimatverbunden und aufmüpfig weltläufig. So klingt es, wenn Pflanzplätz neue Pflänzchen ins Beet der Volksmusik setzt – vielleicht sind sie morgen schon saftige Rüben?!

Gemütszustände und Reise-Erinnerungen

Querbeet geht die musikalische Fahrt durch fünfzehn Nummern, über mehrere Gemütszustände und Reise-Erinnerungen hinweg. Das ist vergnüglich, melancholisch und höchst abwechslungsreich. Neun lange Jahre möchten wir nicht wieder warten auf eine neue CD von Pflanzplätz, doch etwas mehr anarchischer "Wildwuchs” darf es das nächste Mal schon gerne sein!

Pflanzplätz: "Wildwuchs"

Gruppe Pflanzplätz:
Thomas Aeschbacher (Schwyzerörgeli, Langnauerli, Bass-Örgeli, Cajon, Conga, Guiro)
Simon Dettwiler (Schwyzerörgeli, Stöpselbassörgeli, Langnauerli, Trümpi)
Jürg Nietlispach (Kontrabass, 6- und 12-saitige Gitarre, Trümpi)

sowie
Andreas Gabriel (Geige)
Dani Häusler (Bassklarinette)
David Märki (Hackbrett)

Label: Narrenschiff

Sendung: "Leporello" am 23. Oktober 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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