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CD - Sacred Salterio Klagelieder für Sopran und Salterio

Die österreichische Musikwissenschaftlerin und Salteriospielerin Franziska Fleischanderl gründete vor zwei Jahren ein Ensemble für historische Salteriomusik und nannte es daraufhin "Il Dolce Conforto - Der sanfte Tröster".

Il Dolce Conforto - Sacred Salterio | Bildquelle: Christophorus

Bildquelle: Christophorus

Der CD-Tipp zum Nachhören

Zugegeben. Geistliche Barockmusik ist nicht jedermanns Sache. Und wenn es dazu noch Klagelieder für die Karwoche sind, dann ist nicht gerade Frohsinn angesagt. Aber wenn diese Lamentationen von einer so begnadeten Stimme wie der von Miriam Feuersinger interpretiert werden, dann kann man sich dem Sog schöner Melancholie kaum entziehen. Die österreichische Sopranistin - eine ausgewiesene Bach-Kantaten-Expertin und ECHO-Klassikpreisträgerin - singt hier mit einer solch inbrünstigen Schlichtheit, makellosen Innigkeit und mühelosen Natürlichkeit, dass einem selbst ihre Vokalisen zu Herzen gehen.

Lieblingsinstrument italienischer Adliger

Was dieses Album aber außergewöhnlich macht ist die Kombination von Miriam Feuersingers bezaubernder Stimme mit dem Klang des heute kaum noch zu hörenden Salterios. Dieses trapezförmige, oft reich verzierte Hackbrett aus Italien, das man sowohl zupfen als auch mit Holzschlägeln spielen kann, war einst ein Lieblingsinstrument italienischer Adliger. Es hatte seine Blütezeit im 18. Jahrhundert und selbst große Komponisten wie Leonardo Vinci, Niccolò Jommelli und Antonio Vivaldi schrieben Stücke fürs Salterio.

Melancholische Klang des Salterios

Der wundersam melancholische Klang des Salterios wurde von einem italienischen Virtuosen dieses Instruments einst als "sanfter Tröster hochgeborener Ohren" beschrieben. Die österreichische Musikwissenschaftlerin und Salteriospielerin Franziska Fleischanderl gründete vor zwei Jahren ein Ensemble für historische Salteriomusik und nannte es daraufhin "Il Dolce Conforto - Der sanfte Tröster". Diese Debüt-CD mit dem Titel "Sacred Salterio" ist ein Ereignis: rar und schön.

Von Papst Benedikt XIV verbannt

Franziska Fleischanderl hat im Rahmen ihrer Doktorarbeit die italienische Salteriomusik des 18. Jahrhunderts erforscht. Obwohl Papst Benedikt XIV. das Instrument 1749 aus der Kirche verbannte, wurde es auch danach noch häufiger in der geistlichen Musik verwendet. In einem Benediktinerinnenkloster in San Severo in Apulien hat die Salteriospielerin einen besonders schönen Fund gemacht: virtuose Werke für Sopran, Salterio und Orgel, die von den Nonnen hauptsächlich in der Karwoche musiziert wurden. Drei dieser Lamentationen von Domenico Merola, Gennaro Manna und einem anonymen Komponisten haben Il Dolce Conforto zusammen mit Miriam Feuersinger hier aufgenommen. Das Ergebnis ist eine Mischung aus kunstfertiger Intimität und hoffnungsvollem Weltschmerz. Einfühlsame Frauenpower.

Il Dolce Conforto - Sacred Salterio

Klagelieder für Sopran und Salterio von Domenico Merola, Gennaro Manna und Anonymus
Miriam Feuersinger (Sopran)
Franziska Fleischanderl (Salterio)
Il Dolce Conforto
Label: Christophorus

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 5. Juni 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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