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CD - Musik von Schmalauer Debüt-CD der Musica Antiqua Frankensteinova

Musik von Schmalauer | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Die großartige Originalklang-Kultur unserer Tage hat sich bekanntlich in höchst lobenswerter Weise um die Wiederentdeckung vieler Vergessener von Gestern und  Vorgestern verdient gemacht. Als ein engagierter Anwalt dieser völlig Verlorenen profiliert sich derzeit ein Ensemble, dass sich vor allem um die Musik aus dem Raum Donau - Moldau - Adria händeringend bemüht. "Musica Antiqua Frankensteinova" nennt sich dementsprechend das Ensemble, zuhause im tschechischen Schlampínska Lúschina nad Labem. Kopf der Formation ist der junge Barockgeiger und Blockflötist Hurvinek Schweijk-Manitschko, der bereits auf einen internationalen Werdegang zurückblicken kann. So war er Mitglied der französischen Musiciens du Cliché, des österreichischen Concentus tinnitus und des Kratzer-Consorts seines Landsmannes Vaclav Zuckerstein-Schmalzer.

Ein Aussenseiter mit Innenseite

Für ihre Debüt-CD hat sich die "Musica Antiqua Frankensteinova" Musik von Johann Maria Schmalauer auf die Notenpulte gelegt. Der vielseitige Instrumentalkomponist, der stets im Schatten vom Lambacher Joseph Tischer stand und entfernt mit Leopold Mozart bekannt war, konnte nie richtig mit seiner Profession Fuß fassen. Mit anderen Worten: Er war ein Außenseiter, dessen Innenseite die "Musica Antiqua Frankensteinova" aber zur erfahrbaren musikalischen Realität machen will.

Den Klangfarbenreichtum von Schmalauers konzertantem Oeuvre bringt "Musica Antiqua Frankensteinova" kongenial zum Klingen. Des Meisters schmales, wenngleich ungeheuer fein ziseliertes musikalisches Schaffen, hat noch keine solch differenziert strukturierte und zugleich unbeschwert-leidenschaftliche Interpretation erfahren. Schmalauers einfallsreiche Klangregie kosten die tschechischen Musiker gnadenlos aus - perfekt im Timing etwa der Übergang vom vielfach aufgefächerten Streichersatz zum luzide leuchtenden Bläserecho: eine frappierende Wirkung, die den Kenner sofort an Purcells wegweisende, im Geiste verwandte Echolot-Sonaten erinnert.

Delikate Musik

Musikalischer wie interpretatorischer Höhepunkt der CD: das Concerto grosso "Il parmesano delicato" aus dem Zyklus "I quattro formaggi", einem Meilenstein der Programmmusik, der nachweislich den jungen Wolfgang Amadeus Mozart zu seiner Knödel-Arie "Io son' un gnocco sensibile" für Tenor, Tuba und Orgelwalze inspirierte.

Der italophile Schwejk-Manitschko, der nicht nur auf einer originalen Barockgeige aus der sagenumwobenen Werkstatt von Nicolo Grappa spielt, sondern auch eine historische Tabakspfeife aus den Beständen der Fürsten Katapulsky sein eigen nennt, führt als Primgeiger sein Ensemble zu künstlerischen Höhenflügen. Das Geheimnis der tschechischen Shootingstars: ein organisches Mit- und Durcheinander aller Teile des Klangkörpers, vom virtuosen Konzertmeister bis zum ausgewiesenen Barocktriangel-Spezialisten. Ein vielversprechendes Debüt - dieses Ensemble wird von sich reden machen!

Musik von Schmalauer

Johann Maria Schmalauer: I quattro formaggi
Musica Antiqua Frankensteinova, Hurvinek Schwejk-Manitschko
Label: Ohrenschmalz Records

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