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CD - "Spices! Perfumes! Toxins!" Ein Schlagzeug-Konzert von Avner Dorman

"Gewürze! Düfte! Gifte!" – das klingt irgendwie nach Chemieunterricht und Experiment und weniger nach gepflegter Sinfonik. Und das scheint auch so gewollt. Denn diese SACD stellt zwei Instrumentalisten ins Zentrum, die normalerweise immer ganz hinten im Orchester ihre Tätigkeit verrichten: die beiden Schlagzeuger Dan Townsend und Aron Leijendeckers, beide seit Jahren feste Mitglieder der Nordwestdeutschen Philharmonie. Diesmal sind sie die Solisten, die einmal zeigen können, was sie so draufhaben.

CD-Cover: "Spices! Perfumes! Toxins!" | Bildquelle: Ars Produktion

Bildquelle: Ars Produktion

Der CD-Tipp zum Anhören

Avner Dorman heißt der Komponist des "Konzerts für zwei Schlagzeuger und Orchester", das der CD auch ihren Namen gegeben hat. Dorman ist Israeli, Jahrgang 1975, und gehört spürbar zu jener Generation Musikschaffender, die sich ziemlich unbelastet und fern jeglicher Raster mit dem lustvollen Aspekt des Musizierens befassen.

Zwischen Basar und Popkonzert

"Spices! Perfumes! Toxins!": VAnfang an ist man nicht ganz sicher, ob man sich nun auf einem arabischen Basar, in einem Popkonzert bei einer orientalischen Zeremonie befindet. Im Zentrum des ersten Konzertsatzes mit der Überschrift "Spices!" stehen rhythmischer Drive und der Klang des Marimbaphons. Das Ganze inspiriert von indischen sogenannten "Talas" mit zyklisch sich wiederholenden Bewegungsmustern.

Betörend bunte Instrumentierung

Im Gegensatz zu diesem geradezu soghaften, rhythmisch pulsierenden ersten Satz strahlt der zweite Satz mit der Überschrift "Perfumes!" eine betörende Lethargie aus. Anstelle des Marimba steht jetzt das Vibraphon klanglich im Zentrum. Und spätestens in diesem raffininiert verschachtelten Satz mit seiner betörend bunten Instrumentierung und seinen ständigen Interaktionen zwischen Solisten und Orchester spürt man auch die Handschrift des US-amerikanischen Komponisten John Corigliano, bei dem Dorman unter anderem studiert hat: barocke Kantabilität, arabisches Farbenflair und avantgardistische Schärfe - alles befindet sich miteinander im Austausch – scheinbar spielerisch unsortiert, und doch einem exakten dramatischen Plan folgend. Dirigent Markus Huber hat diese Kraftfelder jederzeit unter Kontrolle und folgt äußerst engagiert den dynamischen Finessen dieses Adagiosatzes – bis in Regionen äußerster Zartheit, die wie von Ferne an Gustav Mahler erinnern.

Wilder ekstatischer Tanz

Eruptiver Schlusspunkt dieses knapp halbstündigen Konzerts für Schlagzeug und Orchester ist der dritte Satz mit der Überschrift "Toxins!": ein an Wildheit und Energie kaum zu überbietender ekstatischer Tanz, den man als Hörer nur schwer im Sitzen an sich vorbeiziehen lassen kann. Solisten wie Orchester leisten in diesem Werk Staunenswertes und werden dabei unterstützt von einer formidablen Aufnahmetechnik aus dem Hause Ars Produktion.

"Spices! Perfumes! Toxins!"

Avner Dorman:
"Spices! Perfumes! Toxins!" - Konzert für zwei Schlagzeuger und Orchester
Paul Dukas:
"Der Zauberlehrling"

Dan Townsend, Aron Leijendeckers (Schlagzeug)
Nordwestdeutsche Philharmonie
Leitung: Markus Huber

Label: Ars Produktion

Sendung: "Leporello" am 12. März 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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