Igor Strawinsky erstellte von vielen seiner Kompositionen für Orchester zunächst eine Klavierversion, so auch für sein "Sacre du Printemps". Für dieses Werk schuf er eine technisch wie musikalisch anspruchsvolle Fassung für zwei Klaviere, die er wenige Tage vor der legendären Skandal-Uraufführung der Orchesterfassung zusammen mit Claude Debussy in privatem Kreis vorstellte.
Bildquelle: Hyperion
Der CD-Tipp zum Anhören
Solche Bearbeitungen großer Orchesterwerke für Klavier zu vier Händen sind keine Seltenheit, etwas Ungewöhnliches aber ist Strawinskys selten zu hörendes "Konzert für zwei Klaviere", das ohne Orchester auskommt und ebenfalls hohe Anforderungen an die Pianisten stellt. Diesen Herausforderungen haben sich jetzt die beiden Pianisten Marc-André Hamelin und Leif Ove Andsnes auf ihrem ersten gemeinsamen Album gestellt, das beim Label Hyperion herauskam.
Lustvoll zupackend realisieren die beiden erstmals zum Duo vereinten Ausnahme-Pianisten die verflochtene Polyrhythmik in Strawinskys "Sacre" mit scharfen Akzenten und archaischer Wucht. Auch wenn die Klavierversion nicht in der Lage ist, alle Farborgien der großen Orchesterpartitur klanglich nachzubilden, gelingt den beiden doch eine geradezu röntgenbildartige Verdeutlichung der komplexen Stimm- und Rhythmusverläufe. Mit kristallklarer Härte und einer explosiven, ja fast schon brutalen Energie intonieren sie die abschließende "Danse Sacrale".
Das 1931 entstandene "Konzert für zwei Klaviere" wollte Strawinsky ursprünglich mit seinem Sohn Soulima uraufführen, der als Pianist auch Stücke seines Vaters spielte. Eindrucksvoll demonstriert der Kopfsatz des Konzerts mit seiner an eine Toccata erinnernden Brillanz und seinen virtuosen Läufen Strawinskys Idee eines Solisten-Wettkampfs zweier gleichgewichteter Klavierparts. Auch dieses Werk interpretieren Leif Ove Andsnes und Marc André Hamelin mit einer atemberaubenden pianistischen Souveränität. Sie verbindet sich überzeugend mit einem intelligent-humorvollen Gespür für eine Musik, die vor improvisatorischem Spielwitz nur so sprüht. Fazit: Strawinskys Werke für zwei Klaviere werden unter den Händen des stupenden Klavierduos Andsnes-Hamelin zum puren Hörvergnügen. Bleibt nur zu hoffen, dass die beiden ihre fruchtbare Zusammenarbeit fortsetzen.
"Le Sacre du Printemps"
Konzert für zwei Klaviere
"Madrid"
Tango
Zirkuspolka
Marc-André Hamelin und Leif Ove Andsnes (Klavier)
Label: Hyperion
Sendung: "Leporello" am 9. April 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK