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CD - Pablo Heras-Casado dirigiert Peter Tschaikowsky: Symphonie Nr. 1

Der 39-jährige Spanier Pablo Heras-Casado kennt sich aus mit kleinen Kollektiven. In der historischen Aufführungspraxis ist er ebenso sattelfest wie in der Avantgarde. So leitet Heras-Casado regelmäßig das Pariser Ensemble Intercontemporain. Und mit dem Freiburger Barockorchester hat er hochgelobte Schubert-, Schumann- und Mendelssohn-Aufnahmen produziert. Zeit wurde es für eine CD mit dem in New York beheimateten Orchestra of St. Luke’s, dessen Chef Heras-Casado seit 2011 ist - dafür hat er selten gespielte Jugendwerke von Peter Tschaikowsky ausgewählt.

CD-Cover: Pablo Heras-Casado dirigiert Tschaikowsky | Bildquelle: Harmonia Mundi

Bildquelle: Harmonia Mundi

CD-Tipp 22.12.2016

Der CD-Tipp zum Anhören

Erst 26 Jahre alt war Tschaikowsky, als er seinen symphonischen Erstling mit dem Titel "Winterträume" schrieb. Zwischen deutscher Frühromantik und Programmmusik findet er seinen unverwechselbar russischen Ton, den er mit heimatlicher Folklore würzt. "Träumerei von einer winterlichen Fahrt" nannte Peter Tschaikowsky den Kopfsatz der Symphonie und dachte dabei an eine Schlittenfahrt durch die russische Winterlandschaft. Mit ihrer elegischen Melodie verbreiten die famosen Holzbläser des Orchestra of St. Luke’s eine melancholische Stimmung. Wie Eiskristalle, glasklar und transparent, funkelt der Sound. Mit Verve und rhythmischer Präzision treibt Pablo Heras-Casado seine New Yorker Musiker an.

Schlanker, durchhörbarer Klang

Das Orchestra of St. Luke’s ist ein Kammerorchester, hier aufgestockt auf rund fünfzig Musiker. Es ist natürlich ein Experiment, Tschaikowsky mit einer so kleinen Besetzung aufzuführen. Aber die Pluspunkte sind kammermusikalische Flexibilität und ein schlanker, durchhörbarer Klang. Das gilt auch für die Symphonische Fantasie "Der Sturm" nach Shakespeares Drama. Heras-Casado hat ein feines Gespür für die fast impressionistischen Klangfarben, mit denen Tschaikowsky die Ruhe vor dem Sturm illustriert: Geheimnisvoll glitzert das Meer vor Prosperos Zauberinsel, der sich mit einem Hornruf ankündigt. Der Sturm der Emotionen, den Tschaikowsky in seiner Tondichtung entfacht, klingt bei Heras-Casado straff und knackig, aber nie pompös oder kitschig. Er verfolgt einen historisch informierten Ansatz, lässt seine Streicher nur sparsam vibrieren und prägnant artikulieren.

Märchenhafte Fantasiewelten

Sicher wurde Tschaikowskys Musik zu seiner Zeit noch nicht so laut, breit und sentimental gespielt wie heute leider oft. Heras-Casados Entschlackungskur ist wohltuend. Es sind die leisen Töne, die hier die Musik machen. Töne, die in märchenhafte Fantasiewelten entführen - und deshalb perfekt für die Winterzeit sind.

Pablo Heras-Casado dirigiert Tschaikowsky

Peter Tschaikowsky:
Symphonie Nr. 1 g-Moll op. 13 "Winterträume"
"Der Sturm", Symphonische Fantasie op. 18 (nach Shakespeare)
Orchestra of St. Luke’s

Leitung: Pablo Heras-Casado

Label: Harmonia Mundi

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