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CD - Victor Provost "Bright Eyes"

250 Liter Öl gehen in das Metallfass, aus dessen Boden eine gestimmte Steel Pan gemacht werden kann. Erfunden wurde diese Mischung aus Melodie- und Perkussionsinstrument auf Trinidad und Tobago in den späten 1930er-Jahren, und fand schon bald seinen Weg in die USA. Broadway Komponist Harold Arlen nutzte es 1954 in seinem Musical "House of Flowers", und Harry Belafonte als typisch karibische Umrahmung seines Gesangs.

CD-Cover Victor Provost: "Bright Eyes" | Bildquelle: Sunnyside

Bildquelle: Sunnyside

CD-Tipp 19.01.2017

Der CD-Tipp zum Anhören

In den Siebzigern entdeckten dann Jazzmusiker den Reiz der Steel Pan. Bassist Jaco Pastorius oder die Band Steely Dan, der jamaikanische Pianist Monty Alexander und der kubanische Saxophonist und Klarinettist Paquito D'Rivera bauten den weichen Klang mit definiertem Anschlag damals in ihre Kompositionen ein.

Komplex und vielfarbig

Der auf der Jungferninsel St. John aufgewachsene Amerikaner Victor Provost setzt bei den neun eigenen und drei adaptierten Kompositionen auf seinem Album "Bright Eyes" auf Jazzfusion , auf swingenden Modern Jazz mit deutlich lateinamerikanischem Akzent und starken Melodien. Beeindruckend sind seine harmonisch avancierten Soli auf der chromatisch gestimmten Steel Pan. Sein Basisquartett mit Schlagzeug, Bass und Klavier erweitert Victor Provost bei vielen Stücken um einen zusätzlichen Perkussionisten. Bläser, einen Gitarristen und einen Vibraphonisten hat er auch eingeladen. So entsteht in seiner komplex groovenden Musik auch noch eine sehr abwechslungsreiche Vielfarbigkeit der Klänge.

Mehr als Folklore

Musik, die Laune macht, ist das - mit der richtigen Mischung von hoher spielerischer Energie bei druckvollen Virtuosenstücken und hellwacher Entspanntheit bei den auch sehr gelungenen ruhigen Titeln, in denen es schön musikantisch wird. Eine Welt der Rhythmen tut sich hier auf, und man könnte bei einigen der Stücke ein Tänzchen wagen: wenn eine Mazurka von den Antillen gespielt wird, bei Samba, Calypso und Funk, oder einem kubanischem Montuno. Und Bebop gibt es für alle, die lieber nur mitschnippen. Ein Hörvergnügen auf hohem musikalischen Niveau ist Victor Provosts karibisch inspirierter Jazz - und ein beeindruckender Beleg dafür, dass die Steel Pan mehr ist als Folklore.

Victor Provost: "Bright Eyes"

Victor Provost (Steel Pan)
Alex Brown (Klavier)
Zach Brown (Bass)
Billy Williams jr. (Schlagzeug)
Paquito D'Rivera (Altsaxophon)
Ron Blake (Sopransaxophon)
Tedd Baker (Tenorsaxophon)
Etienne Charles (Trompete)
John Lee (Gitarre)
Joe Locke (Vibraphon)
Paulo Stagnard (Perkussion)

Label: Sunnyside

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