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CD - Weinberg & Kabalewskij Instrumentalkonzerte

Im Herbst 2018 erreicht die Karriere des 38-jährigen Dirigenten Cornelius Meister einen Höhepunkt: Da tritt er nämlich als neuer Generalmusikdirektor der Stuttgarter Staatsoper an. Die Leitung des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien gibt Meister dann an die amerikanische Dirigentin Marin Alsop ab. Mit seinem Wiener Orchester geht Meister gern auf Entdeckungstour: Auf seiner aktuellen CD stellt er Instrumentalkonzerte russischer Komponisten des 20. Jahrhunderts vor. Allein die Solisten, die Meister dafür gewinnen konnte, stehen für den hohen Repertoirewert dieser Einspielung.

Der CD-Tipp zum Anhören:

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Das erste Cellokonzert von Dmitrij Kabalewskij ist ein charmantes Stück "Sozialistischer Realismus", in das der linientreue, staatlich hochdekorierte Komponist 1949 auch russische Volkslieder einbaute. Die niederländische Nachwuchscellistin Harriet Krijgh bringt eine schöne Leichtigkeit für diese eingängige Musik mit – und die Melodien Kabalewskijs zum Leuchten.

Wunderbar spielerisch

Gut zehn Jahre später machte sich der Sowjetkomponist an eine aparte Bearbeitung der vierhändigen f-Moll-Fantasie von Franz Schubert für Klavier und Orchester. Die junge amerikanische Pianistin chinesischer Abstammung Claire Huangci meistert den nun zweihändigen Klavierpart mit klarem Anschlag und viel Einfühlungsvermögen. In Kabalewskijs effektvoller Instrumentation laden satte Orchesterfarben den Klaviersatz dramatisch auf. In diesem imposanten Schubert-Exkurs sind es vor allem die Bläser, die mit dem Klavier dialogisieren. Die Solisten des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien machen das wunderbar spielerisch.

Marschrhythmen und elegische Kantilenen

Höhepunkt der CD ist das Violinkonzert von Mieczysław Weinberg. Zwar waren er und Kabalewskij Zeitgenossen, doch könnten ihre Schicksale und Handschriften kaum unterschiedlicher sein. Zum Rettungsanker wurde dem wegen seiner polnisch-jüdischen Abstammung verfolgten Weinberg in Moskau die Freundschaft mit Dmitrij Schostakowitsch. Bei aller Eigenständigkeit finden sich auch in Weinbergs Violinkonzert von 1959 Marschrhythmen und elegische Kantilenen à la Schostakowitsch, die der Wiener Geiger Benjamin Schmid tonschön auskostet.

Haarsträubende Virtuosität

Hochexpressive Musik von existenzieller Dringlichkeit ist da zu erleben, lyrisch verschattet und vital pulsierend. Cornelius Meister arbeitet das mit seinem Wiener Orchester packend heraus. Und mag Weinbergs haarsträubende Virtuosität Benjamin Schmid auch an seine Grenzen bringen – dieses gehaltvolle Violinkonzert sollte auch andere Geiger animieren, die Weinberg-Renaissance der letzten Jahre fortzusetzen. Es lohnt sich!

Cornelius Meister dirigiert Weinberg und Kabalewskij

Mieczysław Weinberg:
Violinkonzert g-Moll op. 67
Dmitrij Kabalewskij:
Fantasie für Klavier und Orchester f-Moll nach Franz Schubert D 940
Violoncellokonzert Nr. 1 g-Moll op. 49

Benjamin Schmid (Violine)
Claire Huangci (Klavier)
Harriet Krijgh (Violoncello)

ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Leitung: Cornelius Meister

Label: Capriccio

Sendung: "Leporello" am 08. Februar 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK