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Dirigent Alain Altinoglu Klänge aus der Märchenwelt

Für seine Komposition "Ma mère l'oye" ließ sich Maurice Ravel von einer Märchensammlung inspirieren. Der französische Dirigent Alain Altinoglu führt das Stück diese Woche mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Für BR-KLASSIK bringt er im Video Zwerge und Feen am Klavier zum Klingen. Außerdem stehen Werke von Strawinsky und Bartók auf dem Programm des Konzerts.

Alain Altinoglu | Bildquelle: Fred Toulet

Bildquelle: Fred Toulet

"Ma mère l’oye" entstand in den Jahren 1908 bis 1910 als Klavierkomposition für vier Hände und war ein Geschenk für die Kinder des polnischen Ehepaars Godebski, bei dem Maurice Ravel zu dieser Zeit ein- und ausging. Das kultivierte Haus von Ida und Cyprien Godebski in der Rue d’Athènes in Paris war damals ein beliebter Treffpunkt für die intellektuelle und künstlerische Elite der Seine-Metropole. Es stand Jean Cocteau, André Gide und Paul Valéry ebenso offen wie den Komponisten Darius Milhaud, Georges Auric, Erik Satie, Manuel de Falla und Igor Strawinsky.

Mit Kindern soll der zierliche, kleinwüchsige Maurice Ravel immer ein herzliches, unkompliziertes Verhältnis gehabt haben, vielleicht, weil sie klein waren wie er. Es wird berichtet, dass der Komponist bei Abendgesellschaften nicht selten in den Kinderzimmern seiner Gastgeber wiederzufinden war, beschäftigt mit Geschichtenerzählen und Kinderspielen. In welchem Maß er sich die eigene Kinderwelt tief in seinem Inneren hatte bewahren können, davon kündet Ravels Serie von Märchenstücken "Ma mère l’oye".

Eine Gans als Erzählerin

Der Titel "Ma mère l’oye" ist irreführend, meint er doch wörtlich "Meine Mutter, die Gans", wobei diese lediglich als Erzählerin der folgenden Märchen fungiert. Genauer wäre also vielmehr eine Übersetzung mit "Mutter Gans erzählt". Entnommen ist der Titel – wie auch zahlreiche Themen – der bekanntesten französischen Märchensammlung des 17. Jahrhunderts, den "Contes de ma mère l’oye" von Charles Perrault. "Es war meine Absicht, die Poesie der Kindheit wachzurufen", schrieb Ravel, "und dies führte natürlich dazu, dass ich meinen Ausdruck und Schreibstil vereinfachte." Fragile Märchengestalten und magische Wunder bevölkern die Welt der "Mutter Gans", eine Welt nicht zuletzt der Chinoiserien und Kindheitsträume.

In seiner fünfsätzigen Originalgestalt als Klavierduett besticht "Ma mère l’oye" durch Transparenz und Kargheit. Ravels Verleger Durand aber witterte in diesen Klavierstücken das Potenzial für eine Orchesterfassung, die Ravel als begnadeter Instrumentator 1911 einrichtete und die heute zumeist gespielt wird. Auf Wunsch des Impresarios Jacques Rouché erweiterte der Komponist diese Orchesterfassung im selben Jahr auch noch zu einem Ballett.

Sendehinweis:

BR-KLASSIK sendet am Freitag, 27. November, live um 20.03 Uhr aus der Philharmonie im Münchner Gasteig das Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Alain Altinoglu. Weiterhin auf dem Programm stehen Werke von Igor Strawinsky und Béla Bartók. Solist in Bartóks Klavierkonzert Nr. 1 ist der Pianist Kit Armstrong.

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunk

Mehr zu Terminen und Programm der Konzerte mit dem Dirigenten Alain Altinoglu erfahren Sie auf den Seiten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks.

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