Es war ihr erster Auftritt seit dem Ende ihrer Kanzlerschaft. Am Dienstagabend stellte sich Altkanzlerin Angela Merkel im Theater Berliner Ensemble den Fragen des Journalisten Alexander Osang.
Bildquelle: picture-alliance/dpa
Viele Fragen des Journalisten Alexander Osang an Altkanzlerin Angela Merkel drehten sich um den Ukraine-Krieg, um Russlands Staatschef Vladimir Putin und um die Situation von russischen Künstler*innen. Vor einigen Jahren habe Angela Merkel die Sängerin Anna Netrebko bei sich zu Hause zu einem Essen eingeladen, erzählte Osang. Auf die Frage, ob sie das heute wieder tun würde, antwortete Angela Merkel klar mit einem "Nein". Merkel ist Opernfan und regelmäßig bei den Salzburger Festspielen sowie bei den Bayreuther Festspielen zu Gast.
"Politisch hat sie schon Dinge gemacht, die ich absolut verurteile", sagte Merkel, die aber nicht weiter ins Detail ging. Auf Osangs Frage, ob sie dann eine Opernsängerin einladen würde, die "politisch unbedenklich" sei, wich Merkel aus und antwortete allgemein: "Ich glaube nicht, dass wir jetzt ein Verbot russischer Kultur machen sollten". Es gebe in Russland Menschen, die "viel in die Waagschale werfen" und mutig seien - viele, die zu ihrem Wort stünden und ihr Land verlassen müssten. Ihr Vorschlag: "Wir sollten gucken, wer unterstützt das, was Putin macht, und wer unterstützt das nicht." Wer nicht zu den Unterstützern zähle, dürfe nicht schlecht behandelt werden, nur weil er Russe sei, sagte Merkel über den Umgang mit russischen Kulturschaffenden.
Ich kann nicht alle unter einem System summieren.
YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.
"Was also ist mein Land?": Altkanzlerin Merkel im Live-Gespräch mit Schriftsteller Alexander Osang
Anna Netrebko war wegen ihrer zunächst zögerlichen Haltung zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine und einer angeblichen Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Kritik geraten. Mehrere Opernhäuser hatten Auftritte von ihr abgesagt. In einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" hatte die 50-jährige Sopranistin kürzlich gesagt: "Ich liebe mein Land, meine Kultur, die Menschen. Ich finde es nicht richtig, was dort jetzt gerade passiert, aber ich bleibe eine Russin." Zugleich bestritt sie erneut die ihr nachgesagte Nähe zu Putin und verurteilte den russischen Angriffskrieg.
Sendung: "Allegro" am 8. Juni 2022, um 6:05 Uhr, auf BR-KLASSIK
Kommentare (2)
Donnerstag, 09.Juni, 17:02 Uhr
Dr. Michael Strobel
Netrebko
Sagen wie es mal so: ich würde Frau Merkel auch nicht zum Essen einladen.
Mittwoch, 08.Juni, 21:40 Uhr
Lotte Los
Kritik an Anna Netrebko
Ihre Bemerkungen über Frau Netrebko waren unnötig und böse. Das wirft kein gutes Licht auf Frau Merkel.