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Mozarts "Figaro" an der Bayerischen Staatsoper Wechselspiel von Sehnsucht und Angst

Am 26. Oktober hat Mozarts "Figaro" am Nationaltheater Premiere - in einer Inszenierung von Christof Loy, der damit nach sieben Jahren zurück ist in München. Dirigieren wird Constantinos Carydis. Christian Gerhaher singt den Grafen Almaviva. Und Alex Esposito übernimmt den Titelhelden Figaro. Der ist ein ziemlich gestresster Bräutigam, wie er Sylvia Schreiber verraten hat.

Der Bericht zum Anhören:

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"Figaro ist glücklich, ist traurig, ist misstrauisch, ist eifersüchtig, ist lustig, ist dramatisch - er ist ein durch und durch menschlicher Charakter", sagt Alex Esposito über seine Rolle. "Ich muss mich da immer wieder sehr schnell umstellen. Und ich muss zugeben: In dieser hysterischen Art und Weise zu spielen - darin steckt sehr viel von meiner eigenen Persönlichkeit!"

Spielen mit der eigenen Erfahrung

Regisseur Christof Loy verlangt von all seinen Sängern, dass sie auf der Bühne darstellen, was sie aus persönlicher Erfahrung kennen: Die Zeit der Kunstfiguren ist mit diesem "Figaro"-Libretto von Da Ponte vorbei. Jetzt geht es um durch und durch menschliche Charaktere. Und da ganz besonders um das Wechselspiel von der Sehnsucht nach Liebe und der Angst vor Verletzung.

Jetzt bin ich wie ein Chamäleon und wandele an dieser Grenze.
Solenn Lavnanat Linke über ihre Partie Cherubino

Christian Gerhaher als Graf Almaviva | Bildquelle: Bayerische Staatsoper/ W. Hösl Die Mezzosopranistin Solenn Lavnanat Linke singt den jugendlichen Cherubino mit Dreispitz und in Kniebundhosen. "Das ist eine der schwierigsten Arien für Mezzo, weil die liegt ganz hoch", erklärt die Sängerin über die Arie "Voi che sapete". "Und jetzt bin ich wie ein Chamäleon und wandele an dieser Grenze." Neben der stimmlichen Herausforderung ist die Rolle des Cherubino auch schauspielerisch kein Kinderspiel: Seit Wochen spaziert Solenn Lavanant-Linke durch die Straßen und beobachtet junge Männer. Wie könnte sich ihr Cherubino die Haare aus dem Gesicht streichen, wie ist sein Gang, wie seine Mimik? Und dann ist da auch noch das komplizierte Seelenleben der Teenager: Sie sind kompromisslos, pausenlos auf Konfrontationskurs und haben eine schwärmerische Vorstellung von der Liebe: "Jugendliche können zum Beispiel nicht aushalten, wenn ein Pärchen seit 20 Jahren zusammen ist und sich nicht mehr küsst", sagt die Darstellerin des Cherubino, "sie können das gar nicht nachvollziehen, sie würden sagen: dann sich lieber trennen. Und da glaube ich, ist Cherubino auch ein bisschen wie ein Eros und erinnert uns daran, dass Liebe knackig und frisch ist und immer wieder neu erschaffen werden sollte."

Die Inszenierung in Bildern

Cherubino, der Engelhafte

Das ist zwar eine Utopie, wie wir alle wissen: Der Alltag überrollt die wonnigen Stunden der selbstvergessenen ersten Liebe irgendwann. Und doch spinnt Regisseur Loy den Gedanken als Vision in Cherubino weiter: "Da ist der Cherubino für mich tatsächlich so ein Unschuldsengel", sagt Loy. "Ich möchte die Figur, so wie der Name ist, Cherub, da möchte ich gerne etwas Engelhaftes hineinlegen. Und etwas, was eigentlich mit einer Utopie zu tun hat, wo man denken könnte, es gibt Sinnlichkeit, es gibt Erotik, ohne dass es gleich mit Moral in Verbindung gebracht wird."

Lesen Sie hier die Kritik zur Premiere am 26. Oktober

Susanna und Figaro werden keine glückliche Familie sein.
Sänger Alex Esposito

Am Ende des Tages rudern dann alle auf ein fetziges Finale zu: Die Gräfin vergibt dem Schürzenjäger Almaviva, Marcellina heiratet ihren Ex-Liebhaber, Figaro bekommt seine Susanna als Jungfrau. Aber - wehe, wehe… der Schein trügt! Hochzeit und Liebesglück sind nicht identisch. "Bei Mozart und Da Ponte gibt es keine glücklichen Paare", weiß Alex Esposito. "Das Ende ist nicht gerade zuversichtlich. Sie singen ja auch davon, dass jeder weiß, wie das menschliche Verhalten tatsächlich ist, und dass wir uns nichts vormachen müssen. Nein, Susanna und Figaro werden keine glückliche Familie sein."

"Le nozze di Figaro" von Wolfgang Amadeus Mozart in München

Bayerische Staatsoper
Premiere: Donnerstag, 26. Oktober, 18.00 Uhr

Musikalische Leitung: Constantinos Carydis
Inszenierung: Christof Loy
Il Conte di Almaviva: Christian Gerhaher
La Contessa di Almaviva: Federica Lombardi
Cherubino: Solenn' Lavanant-Linke
Figaro: Alex Esposito
Susanna: Olga Kulchynska

Infos zu Terminen und Vorverkauf finden Sie auf der Homepage der Staatsoper.