Pünktlich zum Ende der diesjährigen Festspiele blickt man in Bayreuth nach vorne: Mit Semyon Bychkov und Daniele Gatti feiern in den nächsten Jahren gleich zwei Stardirigenten ihr Comeback auf dem Grünen Hügel – das gab Katharina Wagner am Mittwoch bekannt.
Bildquelle: Silvia Lelli
"Ausgerechnet Gatti!", mag sich jetzt manch einer oder eine denken. Vor vier Jahren wurde der italienische Stardirigent als Chefdirigent des Amsterdamer Concertgebouw Orchesters entlassen, nachdem Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen ihn laut geworden waren.
Vor dem Hintergrund der Sexismusvorwüfe, die Ende Juli den Grünen Hügel erschüttert haben, wirkt diese Personalie daher ein wenig paradox. 2025 feiert Gatti mit einer Neuproduktion von Wagners "Meistersinger" sein Bayreuth-Comeback, das gab Katharina Wagner am Mittwoch bekannt. Die Festspielchefin betonte, dass die Vorwürfe gegen Gatti mittlerweile "eingehend aufgearbeitet" seien. "Ansonsten würde er ja kaum der Nachfolger von Christian Thielemann bei der Staatskapelle in Dresden", so Wagner weiter. Tatsächlich übernimmt der Italiener ab 2024 in Dresden die Nachfolge von Bayreuth-Dauerabonnent Christian Thielemann.
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Gatti ist allerdings nicht der einzige Rückkehrer in den kommenden Jahren. Schon 2024 wird Semyon Bychkov die Neuinszenierung von "Tristan und Isolde" leiten. Auch den russischen Dirigenten verbindet einiges mit Dresden. Zwischen 1998 und 2003 war Bychkov Generalmusikdirektor an der Semperoper. Seit 2018 leitet er die Tschechische Philharmonie. In Bayreuth dirigierte er schon 2019 eine beeindruckende Wiederaufnahme des "Parsifal".
Die Bayreuther Festspiele im kommenden Jahr sind (besetzungsmäßig) bereits in trockenen Tüchern. Seit Juli ist klar, dass Pablo Heras-Casado den neuen "Parsifal" dirigieren wird. Mit Nathalie Stutzmann, die die Wiederaufnahme des "Tannhäuser" übernimmt wird außerdem – nach Oksana Lyniv – die erst zweite Frau der Festspielgeschichte im Bayreuther Orchestergraben stehen.
Sendung: "Leporello" am 31. August 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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