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Bolschoi Theater streicht "Nurejew"-Ballett aus Spielplan Nicht traditionell genug

Das Moskauer Bolschoi-Theater hat ein Stück des Regisseurs Kirill Serebrennikow über den legendären Balletttänzer Rudolf Nurejew aus dem Programm genommen. Laut Bolschoi-Intendant hängt die Entscheidung mit einem Gesetz gegen so genannte "Propaganda von nicht-traditionellen sexuellen Werten" zusammen.

An der neuen Bühne des Bolschoi-Theaters in Moskau weist ein schwarzes Banner am 07.12.2017 auf die Premiere des Balletts «Nurejew» hin. | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bolschoi-Intendant Wladimir Urin teilte am Mittwoch mit, dass das "Nurejew"-Ballett aus dem Repertoire zurückgezogen wurde. Demnach vermittle das Stück Propaganda "nicht traditioneller Werte". Seinen Angaben zufolge hängt die Entscheidung mit der Verschärfung eines Gesetzes von 2013 zusammen.

Verstöße gegen das von Kremlchef Wladimir Putin unterzeichnete Gesetz, das etwa positive Darstellungen von Homosexualität verbietet, werden mit hohen Geldstrafen geahndet. Homosexualität selbst ist nicht verboten. Ein im Dezember 2022 erfolgter Zusatz weitete das Verbot der "Propaganda von nicht-traditionellen sexuellen Werten" auf Erwachsene aus. Das Gesetz zielte ursprünglich nur auf Kinder ab. Zu sehen waren auf der Bühne etwa homosexuelle Szenen und Männer in Frauenkleidern und auf Stöckelschuhen.

Tänzer Rudolf Nurejew starb 1993

Das vielfach ausgezeichnete Ballett von Kirill Serebrennikow, das den Lebensweg des zu Sowjetzeiten geflohenen Weltstars Rudolf Nurejew nachzeichnet, gehörte zu den beliebtesten Aufführungen der weltgrößten Balletttruppe. 2017 wurde "Nurejew" uraufgeführt, nachdem die Premiere zunächst abgesagt wurde.

Der Tänzer Rudolf Nurejew starb 1993 im Alter von 54 Jahren an den Folgen einer HIV-Infektion. In der Inszenierung von Serebrennikow kommen auch nackte Körper und vulgäre Sprache vor. Einige Aufführungen wurden bereits im Mai vergangenen Jahres durch das Bolschoi-Theater abgesagt.

Weitere Verbote könnten folgen

Russlands Kommunikationsaufsichtsbehörde veröffentlichte nun auch erstmals Leitlinien zum Verbot von Propaganda "nicht traditioneller Lebensweisen". So hatten sich etwa Verlage unsicher gezeigt, ob auch Bücher verboten sind, die gleichgeschlechtliche Liebe als gleichwertig darstellen wie Beziehungen zwischen Mann und Frau. Das ist dem neuen Kodex zufolge nicht erlaubt und dürfte zu weiterer Zensur auch von Klassikern führen.

Regisseur Kirill Serebrennikow lebt im Exil

Kirill Serebrennikow, der Russlands Krieg gegen die Ukraine scharf kritisiert hatte, verließ angesichts der politischen Verfolgung seine Heimat und arbeitet in Frankreich und Deutschland, wo der 53-jährige erfolgreich Opern inszeniert. Im März hatte seine Inszenierung der Mozart Hit-Oper "Così fan tutte" Premiere an der Komischen Oper Berlin.

Sendung: "Allegro" am 20. April 2023 um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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