Gemeinsam wollen sie gehört werden: Rund zwanzig Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen wie Medizin, Sport, Kultur, Rechtswissenschaft, Raumlufttechnik oder Crowdmanagement legen gemeinsam ein Konzept vor, eine Handlungsempfehlung an die Politik. Das Ziel: Veranstaltungen mit Publikum zu Pandemiezeiten möglich machen.
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Das Konzept "Schrittweise Rückkehr von Zuschauern und Gästen: Ein integrierter Ansatz für Kultur und Sport" ist der erste branchenübergreifende und datenbasierte Ansatz für Wege aus dem Lockdown, so Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates. Der Kulturrat ist eine jener Institutionen, die das Konzept des Bündnisses unterstützen. Diesem gehören rund zwanzig Wissenschaftler und Expertinnen aus Disziplinen wie Infektiologie, Virologie, Raumlufttechnik, Kultur und Gesundheitsökonomie sowie vierzig Organisationen an.
Über den Zeitplan der Umsetzung müsse mit Bund und Ländern diskutiert werden, so Zimmermann: "Wir wollen wieder öffnen und wir wollen die Menschen, die unsere Einrichtungen besuchen oder in ihnen arbeiten, vor dem Virus schützen. Beides kann gehen, das zeigt das heute vorgelegte Konzept." Ganz unterschiedliche Veranstaltungsformen sollen durch das Konzept ermöglicht werden: in geschlossenen wie in offenen Räumen, mit geringen bis großen Teilnehmerzahlen. Dafür hat das Gremium jeweils ein Basiskonzept erstellt, das je nach Möglichkeit mit zusätzlichen Modulen (wie zum Beispiel einer unterstützenden Teststrategie) erweitert werden kann. Generell sollen so insbesondere kleineren Einrichtungen einen Weg zurück in einen geregelten Vorstellungs- und Spielbetrieb finden können.
Dieses hauptsächlich auf Kultur- und Sportveranstaltungen ausgelegte Konzept könne auch auf andere Veranstaltungen in geschlossenen Räumlichkeiten, beispielsweise Gottesdienste, angewandt werden. Kritisch sehen die Autorinnen und Autoren den von der Politik ausgegebenen Grenzwert für Neuinfektionen (Sieben-Tage-Inzidenz bei 35) als Maßgabe für Einschränkungen. Wichtiger als die Inzidenzzahl soll demnach die Belastung des Gesundheitswesens sein. Dies sei deswegen notwendig, weil sich mit der Impfung von Risikogruppen die Infektionszahlen nicht mehr parallel zur Belegung auf Intensivstationen und in Krankenhäusern entwickeln. Der Zustand des Gesundheitssystems muss aus Sicht der Expertinnen und Experten allerdings der ausschlaggebende Faktor für Pandemiemaßnahmen sein.
Sendung: "Leporello" am 22. Februar 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (2)
Dienstag, 23.Februar, 22:14 Uhr
Christian Lehmann
Und die Zukunftsperspektive?
Systematische Überlegungen und Berechnungen, was man alles tun kann, um das Infektionsrisiko an bestimmten Orten und in bestimmten Situationen nahe Null zu bringen, gibt es seit Monaten.
Darum geht es aber letztlich nicht. Entscheidend ist vielmehr: Ein Restrisiko wird immer bleiben. Irgendwann muss also (wenn wir weiterhin Kultur leben wollen) der Tag kommen, an dem man TROTZDEM alle Türen öffnet und alle Masken fallen lässt - weil man akzeptiert, dass dieses Virus mit uns lebt wie viele andere Viren auch. Wann dieser Tag da ist, entscheidet nicht das Virus, sondern die Gesellschaft.
Montag, 22.Februar, 19:24 Uhr
Wilfried Schneider
GEBALLTES WISSEN SOLL VERANSTALTUNGEN ERMÖGLICHEN
Das liest sich alles sehr schön, die Aussicht auf Erfolg dürfte für Theater, Konzert- und Opernhäuser gegen Null gehen. Diese Einrichtungen werden als letzte geöffnet werden, lange nach den Fußballstadien. Kultur hat in der Politik keine Lobby! Politiker brauchen keine Kultur!