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Kultureinrichtungen schließen – Ensembles protestieren "Wir müssen spielen!"

Monatelang haben sie sich bemüht, Hygienekonzepte zu entwickeln, um das Ansteckungsrisiko der Besucher mit dem Coronavirus zu minimieren. Trotzdem müssen ab Montag alle Kultureinrichtugen in Deutschland schließen. Ein völlig falsches Signal, wie die Theaterensembles in München finden.

Bildquelle: © Christian POGO Zach

Bund und Länder wollen wegen der Coronapandemie Veranstaltungen, die der Unterhaltung und der Freizeit dienen, im November deutschlandweit weitgehend untersagen. So sollen Theater, Opern oder Konzerthäuser von Montag, 2. November an bis Ende des Monats schließen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus den Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten am Mittwochnachmittag.

Offener Brief der Theaterensembles

Zeitgleich protestieren dagegen die Theaterensembles der großen Häuser in München in einem offenen Brief. Sie hielten es für falsch, kulturelle Veranstaltungen zu untersagen und fordern eine verhältnismäßige Prüfung der jeweiligen Einrichtungen. Es könne nicht darum gehen, möglichst viele Einrichtungen zu schließen, heißt es weiter, sondern im Gegenteil: "möglichst viele Einrichtungen offen und somit am Leben zu halten, zumal sie sich bewährt haben – sogar in wissenschaftlicher Hinsicht."

Die MitarbeiterInnen der bayerischen Theater haben bewiesen, dass wir mit der derzeitigen Lage professionell und künstlerisch wertvoll umgehen können.
Aus dem offenen Brief der Münchner Theaterensembles

"Wir wollen spielen. Wir müssen spielen!", heißt es in dem Schreiben an die Staatsregierung und die Stadt München vom Mittwoch. Zuschauerräume seien durch Belüftung und Hygienekonzepte zudem sicherer als viele andere Orte. "Wir haben ein Recht auf Kunsträume. Auf die gesellschaftliche Lage kreativ zu reagieren und Denkanstöße anzubieten, ist unsere Kunst. Eine Kunst, die in diesen Zeiten Halt geben kann und muss", schreiben die Ensembles unter anderem an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).

Gerade in so schwierigen Zeiten sehnen sich viele Menschen geradezu nach Kunst, nach Musik, nach Literatur.
Nikolaus Bachler

Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper, hält Theaterschließungen für ein falsches Signal. Für ihn sei das "die schlechteste Nachricht, die man sich vorstellen kann" und auch das Ensemble wolle weiter spielen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in München. Er sei überzeugt, "dass wir Kunstschaffende dazu beitragen können, die psychischen Auswirkungen der Pandemie zu bekämpfen!" Bachler hofft, dass die Theater im Fall eines Lockdowns zumindest weiter proben können. Alles andere käme einem Berufsverbot gleich.

Unterzeichnet ist der Brief von den Ensembles des Residenztheaters, des Gärtnerplatztheaters, des Münchner Volkstheaters, der Münchner Kammerspiele und der Schauburg. Auch das Ensemble und die Solisten der Bayerischen Staatsoper beteiligen sich an dem Aufruf. Am Freitag hatten sich bereits die Intendanten zu Wort gemeldet und gegen die Obergrenze von 50 Zuschauern in bayerischen Corona-Hotspots protestiert.

Sendung: "Leporello" am 28. Oktober, ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK