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Kritik: Daniel Barenboim Umjubelte Rückkehr in Berlin

Pünktlich zum Jahreswechsel war er wieder da: Daniel Barenboim. In der Berliner Staatsoper dirigierte er Beethovens 9. Symphonie. Es waren Barenboims erste Auftritte nach Monaten einer neurologischen Erkrankung.

Konzert zum Jahreswechsel 2022/2023 mit der Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim | Bildquelle: Peter Adamik

Bildquelle: Peter Adamik

Es ist gut gegangen – allen Gerüchten zum Trotz. Und nicht nur das: Daniel Barenboims erster Auftritt nach langen Monaten einer neurologischen Erkrankung geriet zu einem riesigen Publikumserfolg. Mindestens 10 Minuten Ovationen im ausverkauften Saal nach dem strahlenden Finale freuten den 80-jährigen Chefdirigenten der Staatskapelle sichtlich in der Loge. Direkt über dem Orchester jubelten seine kleinen Enkelkinder.

Erwartungsfroher Daniel Barenboim

Der Rausch der Erleichterung, des Glücks, die Legende Barenboim nochmals erleben zu dürfen, zog sich durch den Saal. Es waren große Momente nach einer Anspannung, die das ganze Haus ergriffen hat. Ein Stuhl stand auf dem Pult, aber keine Notenständer warteten, als das Orchester Platz genommen hatte. Dann trat Barenboim langsamen Schrittes ans Pult - aufrecht, keineswegs unsicher, eher erwartungsfroh.

Ein nachdenklicher Barenboim dirigiert Beethovens 9. Symphonie

Das Dirigieren koste ihn keine Energie, Musik schenke ihm Energie. Selten hat sein Credo sich so bewahrheitet wie bei diesem immerhin 87-minütigen Konzert. Barenboim wollte Beethovens 9. Symphonie, die er mehr als 50 Mal allein mit der Staatskapelle dirigiert hat, zu keinem heiteren Triumph der Verbrüderung werden lassen. Er leitete diese politisch oft so aufgeladene "Jubelfeier des Seins" ungewohnt langsam, fast suchend, tastend. Nicht der feurige, hochenergetische Barenboim präsentierte Beethovens Meisterwerk, sondern der nachdenkliche, gleichsam die Weltlage einbeziehende Musikphilosoph.

"Alle Menschen werden Brüder" als conditio humana

"Alle Menschen werden Brüder" als conditio humana kann angesichts des kriegerischen Mordens in Europa nur fragend klingen und eben sehr viel langsamer, innerlicher und somit tiefsinniger. "Altersweise" ist ein abgegriffener, hier falscher Begriff. Außerdem hat Barenboim schon als junger Mann weise über Musik nachgedacht, was seine Bücher und Essays zeigen. Er hat wie jeder große Künstler den Weltinnenraum befragt und Beethovens Werk rausgeholt aus aller Abgenudeltheit, die ihm leider anhaftet. Das birgt auch Gefahren in sich.

Brillante Solisten: Camilly Nylund oder René Pape

Im Publikum zeigten zu viele Huster, dass der sehr ruhige, abgeklärte Energietransfer Richtung Saal hin und wieder nicht funktionierte. Das Finale mit dem einzigartig präzisen, hochmotivierten Staatsopernchor und den brillanten Solisten Camilla Nylund, Marina Prudenskaya, Saimur Pirgu und René Pape erklang endlich einmal wenig triumphal und schicksalsbesoffen.

Kurz: Barenboim hat es geschafft und allen Zweiflern und Kritikern gezeigt, dass Alter und Krankheit für ihn kein Grund sein müssen, dem aktiven Musikleben zu entsagen. Ob dies ein Signal ist, als Generalmusikdirektor wieder die Geschicke des Hauses zu bestimmen und regelmäßig aufzutreten, bleibt allerdings eine Frage, die bald entschieden werden muss.

Sendung: "Allegro" am 2. Januar 2023 ab 6:05 Uhr

Kommentare (3)

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Freitag, 06.Januar, 14:17 Uhr

@die Verwunderung

Großer Meister

Ich kann die unverschämte substanzlose Kritik des Rezensenten "DieVerwunderung" nicht verstehen. Scheinbar ein Dilettant, der Ahnung vermissen lässt.

Montag, 02.Januar, 18:59 Uhr

DieVerwunderung

Rezension zu Barenboims

Was für eine absonderliche Kritik, die nicht auszusprechen wagt (oder will?) was für ein drittklassiges, ödes Konzert das war. Es gab unzählige Koordinationsprobleme zwischen Dirigent und Orchester, zerdehnte Leblosigkeit, die Sänger waren immer wieder verloren. Eine absurde Aufführung, ein erbärmlicher Abend. Ein Dirigent, der nicht aufhören kann. Ein Dirgent, der den Respekt vor seinem Publikum verloren hat. Und eine Renzesentin über die man sich nur einmal mehr wundern kann. Peinlich.

Montag, 02.Januar, 11:55 Uhr

Gufo

Barenboim

Barenboim erinnert mich an den schon von Krankheit gezeichneten Herbert von Karajan, der sich nur noch schwer auf dem Dirigentenpodest haltend sein Dirigat mit eisernem Willen zu Ende brachte.Beide Ausnahmedirigenten sind bzw. waren beflügelt von der Kraft der Musik, die offensichtlich mehr ist als nur eine Aneinanderreihung von Noten.

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