Anfang der Woche wurde bekannt, dass die Deutsche Bahn ab September den Berliner Bahnhof Hermannstraße mit atonaler Musik beschallen will, um Obdachlose zu vertreiben. Das Vorhaben hatte international ein größeres Medienecho ausgelöst und ist auf massive Kritik gestoßen. Nun soll das Projekt doch nicht umgesetzt werden.
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Der Deutsche Musikrat wendete sich gegen den Versuch der Deutschen Bahn, auf einem Berliner S-Bahnhof Obdachlose und andere dort unerwünschte Menschen mittels Dauerbeschallung zu vertreiben und forderte die Bahn auf, "diese Kampfbeschallung abzustellen". "Im Zeitalter der akustischen Umweltverschmutzung setzt die Deutsche Bahn Musik als Waffe ein", kritisierte Generalsekretär Christian Höppner am Freitag in Berlin. "Statt ausreichend Personal zur Durchsetzung der Hausregeln und zur Gewährleistung der Sicherheit bereitzustellen, sollen Menschen durch Dauerbeschallung überreizt und so ferngehalten werden."
Dieser Versuch der Instrumentalisierung von Musik im öffentlichen Raum ist unsäglich.
Der Verein Initiative Neue Musik Berlin organisierte als Protest gegen das Musikkonzept das musikalische Fest "Atonale Musik für alle" am S-Bahnhof Hermannstraße. Neben rund 300 Zuschauern besuchte auch Berlins oberster Bahnhofsmanager Friedemann Keßler am Freitagabend das Konzert. Im Gespräch mit der Organisatorin Lisa Benjes versicherte Keßler anschließend: "Wir nehmen Abstand von der Idee, atonale Musik in diesem Zusammenhang zu verwenden."
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