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Nach Klage um Gasteig-Sanierung Architekt zieht sich aus Wettbewerb zurück

Unfairer Wettbewerb und Probleme mit dem Urheberrecht? Am Donnerstag wurde bekannt, dass eines der drei Architekturbüros, die beim Vergabeverfahren um die Sanierung des Gasteigs noch im Rennen waren, sich überraschend aus dem Wettbewerb zurückzieht. Die Gründe seien nicht nahvollziehbar, sagt Max Wagner von der Gasteig GmbH.

Entwurf für den neuen Gasteig vom Münchner Architekturbüro Auer Weber Assoziierte GmbH | Bildquelle: © Auer Weber Assoziierte GmbH

Bildquelle: © Auer Weber Assoziierte GmbH

Für viele kommt dieser Schritt unerwartet: Erst hatte das Architekturbüro Auer Weber gegen das Vergabeverfahren im Wettbewerb geklagt, nun will es von der ganzen Sache nichts mehr wissen. Und das, nachdem das Verfahren extra neu aufgerollt worden war. In einer Pressemeldung bezieht das Architekturbüro Auer Weber Stellung.

Architekten sollen Urheberrechtsproblem selbst lösen

Entwurf für den neuen Gasteig vom Münchner Architekturbüro Auer Weber Assoziierte GmbH | Bildquelle: © Auer Weber Assoziierte GmbH Entwurf des Architekturbüros Auer Weber | Bildquelle: © Auer Weber Assoziierte GmbH "Nach Sichtung und Bewertung der neuen Verfahrensbedingungen sowie der Beantwortung der von uns gestellten Rückfragen haben wir uns entschlossen, am Verhandlungsverfahren nicht weiter teilzunehmen", schreibt Auer Weber in der Stellungnahme. Auschlaggebend für den Gesinnungswandel war wohl letztlich ein Problem mit dem Urheberrecht. So sieht die Gasteig GmbH in dem neuen Verfahren vor, dass das Architekturbüro, das den Auftrag erhält, sich selbst mit den ursprünglichen Erbauern des Kulturzentrums über die Pläne zu einigen habe. Das bedeutet, dass die Entwürfe für den Umbau direkt mit den Inhabern des Urheberrechts abgestimmt werden müssen, um gemeinsam zu einer architektonischen Lösung zu kommen.

Es ist nunmehr das alleinige Risiko des künftigen Auftragnehmers.
Architekturbüro Auer Weber

Errichtet wurde der Gasteig 1984/85 von der Architektengemeinschaft Raue, Rollenhagen und Lindemann. Bereits im Vorfeld hatte sich Eike Rollenhagen öffentlich für den Entwurf des Architektenbüros Henn ausgesprochen. Damit sei Auer Weber das "zeitliche und finanzielle Risiko" zu groß und "nicht akzeptabel". Das Büro werde schon deshalb kein neues Angebot einreichen.

Zuvor Klage: Unfairer Wettbewerb

Im Herbst 2018 hatte der Stadtrat zunächst dem Architekturbüro Henn den Zuschlag für die Sanierung des Gasteigs erteilt. Die anderen beiden Büros, Auer Weber und Wulf, die vor knapp einem Jahr ebenfalls als Gewinner des Wettbewerbs gekürt worden waren, hatten daraufhin geklagt. Sie kritisierten das Vergabeverfahren und erhielten von der Vergabekammer der Regierung Oberbayern weitgehend recht. So wurde der Zuschlag für das Architekturbüro Henn wieder aufgehoben. Das Verfahren wurde zurückversetzt.

Überarbeiteter Henn-Entwurf Gasteig-Gerneralsanierung | Bildquelle: © Architektur Henn / Visualisierungen MIR Überarbeiteter Entwurf des Architekturbüros Henn | Bildquelle: © Architektur Henn / Visualisierungen MIR Anfang April erhielt das Büro Auer Weber die Aufforderung, ein neues Angebot abzugeben. Doch das Architekturunternehmen glaubt nicht daran, noch eine wirkliche Chance zu bekommen. "Von fairen Wettbewerbsbedingungen kann (...) keine Rede sein, zumal das Büro Henn bereits im Vorfeld des Architektenwettbewerbs für den Auslober tätig und mit der Erstellung des Nutzerbedarfsprogramms beauftragt war", betont Auer Weber. "Der dabei erworbene Wissensvorsprung lässt sich in Anbetracht der nunmehr geltenden Kriterien nicht ausgleichen."

Bei den jetzigen Vergabekriterien spielt der architektonische Gestaltungswille keine Rolle mehr.
Architekturbüro Auer Weber

Auer Weber kritisiert, dass weniger die architektonische Qualität ausschlaggebend für die Vergabe sein dürfte als vielmehr "der Preis, der Personalaufwand, die Qualifikation des Projektteams sowie Konzepte." Max Wagner, der Geschäftsführer der Gasteig München GmbH, bedauert die Entscheidung des Architektenbüros und reagiert mit Unverständnis: "Die von dem Architekturbüro dafür angeführten Gründe können wir nicht nachvollziehen", so Wagner.

Duell zwischen zwei Architektenbüros

Schon lange ist klar, dass der Gasteig saniert werden soll. Knapp eine halbe Milliarde Euro fließt dafür aus öffentlichen Geldern. Im Mai 2018 hatte der Stadtrat drei Gewinner des Architekten-Wettbewerbs ernannt, von denen einer letztlich das Rennen für sich entscheiden sollte. Neben den beiden Münchner Büros Henn beziehungsweise Auer und Weber konnte das Stuttgarter Büro Wulf mit seinem Entwurf begeistern. Letzteres signalisierte nun auch, weiterhin im Wettbewerb bleiben zu wollen. Somit wird sich das Vergabeverfahren nun wohl zwischen Henn und Wulf entscheiden.

Sendung: "Allegro" am 3. Mai 2019 ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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